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Sport: DFB-Pokal: und Sonntag zum FC Anhalt nach Dessau

Flugplatz Cochstedt bei Magdeburg. Um 0 Uhr 38 hob sie ab, die Dornier, die eine verstimmte Bayern-Elf im Bauch hatte.

Flugplatz Cochstedt bei Magdeburg. Um 0 Uhr 38 hob sie ab, die Dornier, die eine verstimmte Bayern-Elf im Bauch hatte. Der deutsche Rekordmeister hat schon aufregendere Dienstreisen gemacht, vor allem erfolgreichere. "Wir haben uns blamiert. Ich bin maßlos enttäuscht. Wir haben gewusst, dass Pokalsspiele schwer sind, aber in zwei Stunden nur ein Tor zu erzielen, das ist mehr als mangelhaft", sagte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld nach der im Elfmeterschießen mit 2:4 (1:1, 1:1, 0:0) erlittenen Pokalniederlage in der anhaltinischen Provinz.

Schon vor dem Anpfiff erlebten die Bayern eine böse Überraschung. Beim Einparken im Stadiongelände wurden nach Polizeiangaben aus einer Menschenmenge Flaschen und andere Gegenstände auf den Mannschaftsbus der Bayern geworfen, dabei gingen die Front- und eine Seitenscheibe zu Bruch.

Im VIP-Zelt des Magdeburger Grubestadions tanzte die geladene Gesellschaft Polonaise und die Pokalhelden aus der vierten Liga feierten bis morgens um zwei. Noch lange nach Spielschluss fuhren Autos durch Magdeburgs Innenstadt, aus denen Fahnen und Schals in den blau-weißen Vereinsfahnen flatterten. Und immer wieder wurde mit Inbrunst ein weitverbreiteter Singsang geträllert, der etwas von Lederhosen erzählt, die es den Bayern auszuziehen gilt.

Magdeburgs Trainer-Legende Heinz Krügel strahlte am Mittwochabend mit den 26 000 Fans um die Wette. "Da wird einem warm ums Herz", sagte der 79-jährige, der 1974 den 1. FC Magdeburg als Trainer zum Gewinn des Europacups der Pokalsieger führte und im Herbst des gleichen Jahres mit den Magdeburgern dem FC Bayern im Europapokal der Landesmeister im deutsch-deutschen Duell 2:3 und 1:2 unterlag. "Lange mussten wir auf einen solchen Erfolg warten", sagte Krügel etwas entrückt. "Das war eine Riesensensation. Nicht einmal in unseren kühnsten Träumen hätten wir daran gedacht", sagte Magdeburgs Trainer Eberhard Vogel.

Für seine Mannschaft zahlt sich der Erfolg aus. Denn der Mannschaftsrat hatte vor der Partie mit dem Präsidium eine Siegprämie ausgehandelt. Diese sei, so Magdeburgs Präsident Rüdiger Deumelandt, dem Erfolg angemessen. Dabei soll es sich um 100 000 Mark handeln. Der Pokalverteidiger erntete jede Menge Hohn und Spott. Für die Bayern war es der dritte frühzeitige Pokal-K.-o. in den letzten zehn Jahren bei einem Amateur-Club nach dem Scheitern in Weinheim (1990) und Vestenbergsgreuth (1994). Dies brachte vor allem den besonnenen Hitzfeld in Rage: "Ich bin maßlos enttäuscht. Eine normale Leistung hätte gereicht. Magdeburg hat dagegen an den Sieg geglaubt und alles gegeben."

"Kompliment, die haben gekämpft wie die Wahnsinnigen", fügte Bayern-Manager Uli Hoeneß hinzu. Hitzfeld, der den 1. FCM mehrmals als Regionalligist eingeordnet hatte, glaubte wohl an einen Herbst-Spaziergang an der Elbe, und ließ viele Stars pausieren. Doch auch der Viertligist spielte nur mit der zweiten Reihe. "Bei uns haben mit Vlado Papic, Maik Franz und Petr Maslej drei Stammspieler wegen Verletzung gefehlt", sagte Vogel. Für den dreifachen DDR-Meister war das Weiterkommen nicht nur sportlich ein Volltreffer. Dank der Live-Übertragung, der Ticket-Einnahmen und des kurzfristigen Wechsels des Trikotsponsors kassierte der krisengeschüttelte 1. FCM, der gerade ein Insolvenzverfahren überstanden hat, eine Million Mark. Am Sonntag ruft dann wieder das Tagesgeschäft: Der Oberliga-Spitzenreiter muss beim FC Anhalt Dessau antreten.

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