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DFB: Sammer oder Peters als Sportdirektor

Bei der Besetzung des neuen Sportdirektor-Postens im Deutschen Fußball-Bund (DFB) bahnt sich ein Zweikampf zwischen Matthias Sammer und dem von Jürgen Klinsmann favorisierten Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters ab.

München - Der revolutionäre «Peters-Plan» von Jürgen Klinsmann spaltet den deutschen Fußball in zwei Lager und stellt den Deutschen Fußball-Bund (DFB) vor eine Zerreißprobe. Die Entscheidung der Verbandsspitze könnte zu einer weiteren Machtprobe werden und am Ende in einer Kampfabstimmung münden.

Der Verband bestätigte am Donnerstag Verhandlungen mit beiden Anwärtern auf den Direktoren-Posten innerhalb des Verbandes, der spätestens nach der Weltmeisterschaft besetzt werden soll. «Es gibt, wie DFB-Präsident Theo Zwanziger gesagt hat, mehrere Kandidaten, mit denen Gespräche geführt worden sind. Dazu gehören Bernhard Peters und auch Matthias Sammer», sagte Mediendirektor Harald Stenger. Nach dpa- Informationen reduziert sich der Anwärter-Kreis auf diese zwei.

Eine Entscheidung soll schon bei der außerordentlichen DFB-Präsidiumssitzung am 8. Februar fallen. Denn nachdem sich Klinsmann und Bierhoff am Mittwoch vehement für Peters stark gemacht hatten, nahm Zwanziger diese «Entwicklung» umgehend zum Anlass, die Entscheidung vorzuziehen. Der Verband dokumentierte damit, dass in Personalfragen das vierzehnköpfige Präsidium das Sagen hat. In dem Führungsgremium rumort es: Vizepräsident Hans-Georg Moldenhauer bezeichnete die Peters-Lösung als für ihn «unvorstellbar».

«Die Benennung eines Technischen Direktors ist ein weiterer Meilenstein», betonte Klinsmann, der sich nach seinem neuen Paukenschlag für eine Woche in seine US-Wahlheimat verabschiedete. Er löste mit seinem Wunschkandidaten und Seiteneinsteiger Peters heftige Reaktionen aus, die von Polemik bis Aufgeschlossenheit reichten. Der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts, der erster Wunschkandidat von Klinsmann als Sportdirektor gewesen war, aber in der DFB-Spitze nicht durchgesetzt werden konnte, bewertete den Peters-Vorschlag im «kicker» als Karnevalsscherz und stellte ablehnend fest: «Hockey kann man nicht mit Fußball vergleichen.»

Klinsmanns langjähriger Nationalspieler-Kollege Jürgen Kohler, neuerdings Bundesliga-Coach beim MSV Duisburg, sprach von einer «Schnapsidee». Sein Mainzer Trainer-Kollege Jürgen Klopp begrüßte dagegen den Versuch, «da mal einen Betriebsfremden ranzulassen». Auch vom Liga-Primus Bayern München erntete Klinsmann Wohlwollen. «Das ist ein Mann, der im Hockey wohl sehr gute Arbeit geleistet hat. Im Hockey sind wir Weltspitze, im Fußball sind wir es aktuell nicht», betonte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.

Größtes Manko von Peters ist der fehlende «Fußball-Stallgeruch», den auch DFB-Chef Zwanziger als wichtig erachtet. Sammer dagegen würde neben Fachkompetenz die Ursprungs-Anforderung erfüllen, dass der Sportdirektor im Notfall auch den Bundestrainer ersetzen soll. Zwanziger brachte eine Teamlösung als Kompromiss ins Gespräch: «Wenn wir nicht eine einzelne Person finden, die alles vereint, ist auch eine mehrköpfige Lösung denkbar», sagte er der Zeitung «Die Welt».

Wie schon in der Frage des WM-Quartiers, bei der Klinsmann einen Wechsel von Leverkusen nach Berlin durchsetzte, steht der DFB vor der Entscheidung, wie er mit Wünschen und Forderungen des eigenwilligen Bundestrainers umgeht. Die Kernfrage bei der Peters-Personalie lautet zudem: Was ist, wenn Klinsmann nach der WM aufhören sollte?

Der 41-Jährige, der seine Zukunft vom WM-Abschneiden abhängig macht, wird gemeinsam mit seinem Assistenten Joachim Löw an der Präsidiumssitzung teilnehmen. Er wird dann Überzeugungsarbeit für seinen Wunschkandidaten leisten müssen. Peters könnte den Job frühestens nach der Hockey-Weltmeisterschaft im September antreten, laut Absprache mit dem Deutschen Hockey-Bund (DHB) könnte er dann aus seinem noch bis 2008 laufenden Vertrag vorzeitig aussteigen, bestätigte DHB-Präsident Stephan Abel am Donnerstag. Sammer könnte hingegen sofort beginnen, den Nachwuchsbereich des DFB neu zu ordnen. (Von Klaus Bergmann und Thomas Prüfer, dpa)

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