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Manchmal reicht für einen Sieg auch die richtige Einstellung. So wie es bei der Türkei der Fall war.

© dpa/Robert Michael

DFB-Team sendet fatales Zeichen: Nicht nur die Defensive hält der Tribüne nicht stand

Die deutschen Fußballer verlieren gegen die Türkei. Dass die Gründe dafür nicht nur mit fußballerischen Defiziten zu tun haben, ist so kurz vor der EM ein herber Rückschlag.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hatten im Vorfeld sicherlich ahnen können, dass das Duell mit der Türkei im Berliner Olympiastadion kein Heimspiel werden würde – trotz geografischer Lage. Als sie am Samstagabend den Platz betraten und mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen wurden, welches sich später bei eigenem Ballbesitz fortsetzte, schienen sie dennoch überrascht.

Zwar merkte man es der Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann zunächst nicht an. Später aber wurde der Druck zu groß, während die Standhaftigkeit der deutschen Mannschaft zunehmend bröckelte. Dass sie am Ende mit 2:3 verlor, ist fußballerisch mal wieder zu einfach zu erklären und gleichzeitig ein Rückschlag im Kampf darum, die Euphorie im Land zu entfachen.

Die Kulisse hat die deutschen Spieler eingeschüchtert

Während Leroy Sané und Florian Wirtz die Berliner Kulisse zu beflügeln schien und sie in der ersten Halbzeit mit großer Spielfreude begeisterten, baute die deutsche Defensive mit fortwährender Spielzeit ab. Teils waren es Pech oder Unsicherheit, oftmals verteidigte die Abwehrkette aber einfach zu unbedacht.

Während das Spiel nach vorne an Unbekümmertheit kaum zu viel haben kann, ist diese in der letzten Reihe umso weniger angebracht. Wenn gegen das deutsche Team ein langer Ball, eine gute Ballmitnahme und ein guter Schuss ausreichen, um ein Tor zu erzielen, ist es eben viel zu unbekümmert.

Das Bezeichnende ist, dass trotz des überraschenden Aufgebots von Kai Havertz als linker Außenverteidiger die Abwehrprobleme nicht auf dieser Seite auftraten, sondern auf der von Rechtsverteidiger Benjamin Henrichs, der das jeden Tag im Verein trainiert. Der Spieler von RB Leipzig ist das beste Beispiel für die derzeitige Lage in Deutschlands Hintermannschaft, die bei ihren Auftritten viel Licht, aber mindestens genauso viel Schatten zeigt.

Ein Sieg im Duell mit der Türkei hätte aus emotionaler Sicht außerdem ein wichtiges Zeichen sein können, dass das DFB-Team auch mental gefestigt ist und deutsche Fans wieder mitreißen kann. Dass es sich in Halbzeit zwei neben dem Tor nur eine weitere aussichtsreiche Chance erspielen konnte und den nötigen Mut vermissen ließ, zeugt aber davon, dass sie es nicht ist.

Die Kulisse hat die deutschen Spieler eingeschüchtert – bei einem Heimspiel! Das ist so kurz vor der EM ein fatales Zeichen. Fußballerisch war die Türkei sicherlich nicht besser, letztlich war sie es aber in der Einstellung. Und das reicht manchmal aus.

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