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Sport: Die Altersgrenze soll sinken - aber wie tief?

Ausgerechnet ein künftiger König ist der größte Verlierer der geplanten Reform des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Als der Prinz von Oranien im vorigen Jahr zum Mitglied gewählt wurde, hatte er die Gewissheit, den Platz im Olymp bis zum Jahr 2047 sicher zu haben.

Ausgerechnet ein künftiger König ist der größte Verlierer der geplanten Reform des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Als der Prinz von Oranien im vorigen Jahr zum Mitglied gewählt wurde, hatte er die Gewissheit, den Platz im Olymp bis zum Jahr 2047 sicher zu haben. Doch die Zeiten im IOC sind auch für den 32 Jahre alten niederländischen Thronfolger Willem Alexander anders geworden. Sein IOC-Mandat endet voraussichtlich bereits 2008. Dann müsste er sich einer Wiederwahl stellen. Oder auch nicht.

Denn genau weiß wohl selbst Ober-Olympier Juan Antonio Samaranch (79) noch nicht, welche Konsequenzen die im Dezember zu beschließende Reform nach dem Motto "Aus Alt macht Neu" haben wird. Zwar soll die Altersgrenze von 80 auf 70 gesenkt werden und die Wahl in das IOC nur noch für acht Jahre gelten, bei möglicher Wiederwahl. Doch was aus den 104 Alt-Mitgliedern werden soll, steht in den Sternen.

Der Altersdurchschnitt des Gremiums liegt gegenwärtig bei 62,29 Jahren. 27 Mitglieder sind 70 Jahre oder älter, sie müssten das IOC demnächst verlassen, falls die geplante Regel auch für sie gelten würde. Doch Samaranch hat versprochen, dass die Altrechte voll gewahrt werden. Dies ist jedoch nicht durchzuhalten. Denn würden die 27 Alt-Senioren erst mit 80 weichen, würde die Reform erst sehr viel später voll greifen. Immerhin sollen je 15 aktive Athleten sowie Präsidenten von Internationalen Verbänden (IF) und Nationalen Olympischen Komitees (NOK) hinzukommen, und nur im Übergangsjahr 2000 soll die künftige Gesamtzahl von 115 Mitgliedern überschritten werden dürfen.

Mit dem Brasilianer Joao Havelange (83), dem Schweizer Marc Hodler (81), dem Belgier Alexandre de Merode (65) und dem Tunesier Mohamed Mzali (73) gibt es sogar noch vier "Unsterbliche" im IOC. Weil sie vor 1966 in das IOC berufen worden sind, kann nur der Tod sie vom Mandat entbinden - es sei denn, sie leisteten für einen Rest ihres Lebens Verzicht.

Zu den 70ern, die ohne den Bonus einer Ausnahmeregelung in die olympische Pension gehen müssten, zählt auch Walther Tröger (70). Dies fände der deutsche NOK-Präsident unangemessen. Tröger glaubt sich den Athleten und deren Problemen näher als manch jüngerer IOC-Nachkömmling und meint nicht zuletzt deshalb: "Bei der Einführung von Amtszeiten ist ein Alterslimit überflüssig."

Günter Deister

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