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Sport: Die Amateur-Weltmeisterschaft wird von Fehlurteilen und dem Abzug Kubas überschattet

Das Amateur-Boxen ist an der Schwelle zum neuen Jahrtausend von seiner unrühmlichen Vergangenheit eingeholt worden. Elf Jahre nach den skandalösen Ereignissen bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, als das Box-Turnier von zahlreichen Fehlurteilen erschüttert wurde, waren auch bei den zehnten Weltmeisterschaften in Houston die Referees Verursacher des Eklats.

Das Amateur-Boxen ist an der Schwelle zum neuen Jahrtausend von seiner unrühmlichen Vergangenheit eingeholt worden. Elf Jahre nach den skandalösen Ereignissen bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, als das Box-Turnier von zahlreichen Fehlurteilen erschüttert wurde, waren auch bei den zehnten Weltmeisterschaften in Houston die Referees Verursacher des Eklats. Kuba zog am Donnerstagabend am ersten Finaltag seine Mannschaft zurück.

"Unsere Proteste wurden vom Aiba-Präsidenten Anwar Chowdhry nicht zur Kenntnis genommen. Wir ziehen nunmehr die Konsequenzen und reisen ab", erklärte Kubas Delegationsleiter Jose Barrientos Martinez auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Endgültiger Auslöser für die spektakuläre Entscheidung war das Final-Urteil im Weltergewicht, in dem der dreimalige Weltmeister Juan Hernandez dem Russen Timur Gaidalow äußerst umstritten mit 3:5 nach Punkten unterlag. Gut drei Stunden später gab das Aiba-Berufungsgericht dem kubanischen Protest statt, revidierte das Fehlurteil und erklärte Hernandez zum Weltmeister. Die Wende um 180 Grad kam allerdings zu spät, um die Wogen noch zu glätten.

Kubas Nationalstaffel glaubte sich bereits in den Tagen zuvor ungerecht behandelt. "Vier unserer Boxer wurden klar benachteiligt", erläuterte Barrientos. In Seoul hatten ebenfalls skandalöse Fehlurteile schwere Störungen des olympischen Box-Turniers ausgelöst. Das Amateur-Boxen muss seither endgültig um seinen Verbleib im olympischen Programm bangen.

Die Chefetage des Weltboxföderation Aiba hatte den Protesten der Kubaner zunächst nicht nachgeben wollen. "Wir haben kein Verständnis für die Entscheidung. Im Sport gibt es immer Sieger und Verlierer. Das muss man fair anerkennen", erklärte Aiba-Generalsekretär Loring Baker (USA), eher er später einlenkte. Nach seiner Auskunft sollen die Finalkämpfe am Freitagabend mit dem zweiten Teil planmäßig fortgesetzt werden. Das einzige Duell mit kubanischer Beteiligung im Halbmittelgewicht wird allerdings ausfallen.

Kubas Box-Legende Felix Savon verpasste wegen des spektakulären Rückzugs seiner Staffel die Chance auf seinen siebten WM-Titel in Folge. Die kubanische Fahne in der Hand, drehte der 31-Jährige lediglich eine Runde um den Ring und zog wieder ab. Die Jury wartete getreu den Regeln zwei Minuten und erklärte daraufhin Michael Bennett (USA) zum neuen Weltmeister. Die Gastgeber gewannen wie Kuba am ersten Tag zwei Titel, je einmal waren Rumänien und Usbekistan erfolgreich. Deutsche Boxer sind zum ersten Mal seit 1993 in den Finals nicht mehr vertreten. Schwergewichtler Steffen Kretschmann aus Glauzig und Halbweltergewichtler Ali Ahraoui aus Kohlheck gewannen die beiden einzigen Bronzemedaillen.

Gerd Glaner

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