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Sport: Die anderen jubeln

Gladbach verliert zu Hause 0:1 gegen Nürnberg und entlässt Giovane Elber

Die aktuelle Stadionzeitschrift von Borussia Mönchengladbach ist am Ende ziemlich deutlich von der Aktualität abgehängt worden. „Giovane Elber möchte Borussia etwas zurückgeben“, war dort gestern auf Seite 11 zu lesen, und etwas weiter im Text die Aussage des brasilianischen Stürmers: „Ich bin sicher, meine Zeit bei Borussia kommt noch.“ Vermutlich täuscht er sich. Borussia Mönchengladbach und Elber haben gestern ihr Vertragsverhältnis aufgelöst. Gleich anschließend verlor der Fußball-Bundesligist vor eigenem Publikum 0:1 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg.

Einen direkten Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen gibt es nicht. Elber hat zu keiner Zeit einen sportlichen Wert für die Gladbacher nachweisen können. „Er war in der Mannschaft nicht fest verankert“, sagte Borussias Sportdirektor Peter Pander. Auch gegen Nürnberg hätte Elber wieder nicht zum Kader gehört, nachdem der Brasilianer seinen Trainer Horst Köppel in dieser Woche öffentlich der Lüge bezichtigt hatte. „Wir haben seine Äußerungen nicht tolerieren können“, sagte Pander. Bis zum Jahresende erhält Elber noch sein Gehalt; die ihm zunächst auferlegte Geldstrafe von 10 000 Euro soll damit verrechnet werden.

Damit endet nach zehn Monaten eine fruchtlose Zusammenarbeit, die beispielhaft war für eine verirrte Transferpolitik der Gladbacher. Doch so schnell, wie es zeitweise aussah, lassen sich deren Folgen wohl nicht bewältigen. Nach ihrem überraschenden Aufschwung sind die Borussen nun sechs Pflichtspiele ohne Sieg. „Ich habe schon einige Stimmen gehört, die von einer Krise sprechen“, sagte Köppel nach der ersten Heimniederlage seit Februar. „Die seh’ ich nicht. Die will ich auch nicht herbeireden.“

Köppel selbst hat in Zeiten des Erfolges immer wieder für mehr Realismus geworben. Die Mannschaft hat zwar einige schöne Ergebnisse erzielt, allerdings auch oft ihre spielerische Limitiertheit gezeigt. Das war gegen den Abstiegskandidaten aus Nürnberg nicht anders. „Wir hatten keine klare Linie drin“, sagte Köppel. Und kein Mittel gegen das Defensivkonzept des Nürnberger Trainers Hans Meyer. Der hatte erneut – wider sein fußballästhetisches Empfinden – Mario Cantaluppi als Libero aufgeboten. Weil die Gladbacher jedoch kaum Druck auf ihren Gegner ausüben konnten, fiel deren destruktives Spiel nicht einmal besonders auf. Nur kurz nach der Pause wirkten die Borussen deutlich überlegen. Polanski, Daems und Kluge vergaben drei ordentliche Chancen, und Köppel hatte in dieser Phase „das Gefühl, dass was passiert“.

Tat es auch. Kurz darauf setzte Cantaluppi den Ball an den Pfosten des Gladbacher Tores, von dort prallte er an den Unterschenkel von Marek Nikl und schließlich über die Torlinie. Der Rückstand machte die Gladbacher noch nervöser. Köppel wechselte alle Stürmer ein, die er finden konnte, doch in einer hektischen Schlussphase, in der Kießling nach einem Zusammenprall mit Strasser kurz das Bewusstsein verlor und der gerade eingewechselte Nürnberger Bartosz Bosacki wegen groben Foulspiels die Rote Karte sah, rettete der Club den Erfolg über die Zeit. „Wenn man auf dem Platz nicht präsent ist, kann man auch gegen Nürnberg nicht gewinnen“, sagte Peter Pander. Elber meinte er damit nicht.

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