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Sport: Die Bank gewinnt

Ohne Stars wie Kahn und Ballack siegt der FC Bayern 2:0 gegen den VfL Wolfsburg

Während auf dem Rasen die Fußballer zugange sind, wird in den Logen der Münchner Arena feine Verpflegung gereicht, manche Mieter (zum Beispiel Bayerns StandbyProfi Jens Jeremies) veranstalten bisweilen fröhliche Familientreffen. Am Samstag hätte der Teileigentümer FC Bayern AG die fürstlichen Stuben einer weiteren Bestimmung zuführen können: Mit ein paar Krankenbetten und Wärmflaschen ausgestattet hätten die Räumlichkeiten dem arbeitsunfähigen Teil der Belegschaft – der derzeit beinahe Mannschaftsstärke hat – ein hübsches Krankenlager mit bestem Feldblick bieten können: Neben den Langzeitverletzten Philipp Lahm und Andreas Görlitz fehlten dem Rekordmeister gegen den VfL Wolfsburg Michael Ballack, Martin Demichelis sowie Bixente Lizarazu. „Ein Sack voller Verletzte“, wie Trainer Felix Magath bildstark zusammenfasste.

Zudem zwickte auch noch Oliver Kahns Knie beim Aufwärmen so sehr, dass der Torwart noch vor Anpfiff den Dienst quittierte. Knapp zwei Stunden später blieb die Erkenntnis: Auch eine Rumpfausgabe der Bayern reicht derzeit zur Behauptung der Tabellenspitze: Magaths Mannschaft siegte 2:0. „Gott sei Dank haben wir die 90 Minuten überstanden“, sagte Münchens Trainer, „wir haben wieder nicht zu unserem Rhythmus gefunden und können froh sein, dass es für drei Punkte gelangt hat.“ Nun haben zumindest einige der maladen Bayern wegen der Länderspielpause Zeit zur Regeneration – während Kahn wie geplant zur Nationalmannschaft reist, wird der grippekranke Ballack vorerst das Bett hüten.

Zu Beginn des Spiels wehte ein Hauch von Vergangenheit durch das neue Bauwerk: Bernd Dreher, ein Torwart, der schon Teil jener Bundesliga war, in der vor gut anderthalb Jahrzehnten ein Verein namens Bayer 05 Uerdingen Jahr für Jahr tapfer gegen den Abstieg spielte (es war damals sein Verein), durfte anstelle von Kahn ran. Eigentlich hatte Dreher mit seiner Vertragsunterschrift vor Saisonbeginn den Vereinsbossen nur eine Gefälligkeit erwiesen, weil die noch einen Spieler mit deutschem Pass benötigten. Da seit längerem aber auch Kahns erster Ersatz Michael Rensing verletzt ist, durfte Dreher noch mal Teil der Liga-Gegenwart sein.

In der ereignisarmen ersten Halbzeit konnte er sich gleich mehrfach auszeichnen, zweimal klärte er vor dem heranstürmenden Steve Marlet, einmal vor Mike Hanke - schon hatten die Bayernfans ihren Helden gefunden. Aus der Offensivabteilung bewarb sich niemand für diese Auszeichnung. Ein scharf getretener Freistoß von Zé Roberto (29.) sowie ein Kopfball von Roy Makaay (45.) waren das Einzige, was die Bayern im ersten Durchgang zuwege brachten. Die Wolfsburger kombinierten gefällig dagegen, echte Gefahr ging von Holger Fachs Team jedoch trotz dreier Spitzen nicht aus.

Nach dem Wechsel aber hatte der VfL die bis dahin beste Chance: Marlet traf nach einem akkuraten Zuspiel von Alex nur den Pfosten (57.). „Wenn du solche Chancen nicht nutzt, wirst du ohne Punktgewinn nach Hause fahren“, sagte Gästetrainer Holger Fach, der dabei klang wie ein Mathelehrer, der den Satz des Pythagoras erklärt: So ist das nun mal, ist ein Gesetz. In der Tat: Die Bayern rafften sich zu einer Energieleistung auf, nach 67 Minuten stieg Roque Santa Cruz nach einem Eckstoß höher als Bewacher Facundo Quiroga – 1:0. Die Wolfsburger wehrten sich, doch Hanke vergab die einzige gute Ausgleichschance aus ungünstigem Winkel. Bevor Lucio Sekunden vor Schluss einen Konter zur Entscheidung vollendete, beschränkten sich die Bayern auf kompakte Defensive.

Mittendrin im Abwehrkampf war einer, der beim FC Bayern ähnlich wie Dreher den Status eines gern gesehenen Auslaufmodells genießt: Logen-Mieter Jeremies. Gegen Wolfsburg machte er einen vorzüglichen Job. Er sollte also noch etwas warten, ehe er sich als Pensionär in seine noble Stadionzelle zurückzieht.

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