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Sport: Die Berliner Nationalspielerin Katrin Kauschke über Hockey und ihre Ziele

Katrin Kauschke (27) hat rund 150 Länderspiele bestritten und ist Kapitänin des Hockey-Nationalteams, mit dem sie 1992 Olympia-Silber gewann und 1998 Bronze bei der WM. Sie spielt für den Berliner HC, mit dem sie Deutscher Meister und Pokalsieger wurde.

Katrin Kauschke (27) hat rund 150 Länderspiele bestritten und ist Kapitänin des Hockey-Nationalteams, mit dem sie 1992 Olympia-Silber gewann und 1998 Bronze bei der WM. Sie spielt für den Berliner HC, mit dem sie Deutscher Meister und Pokalsieger wurde. Mit ihr sprach Dietmar Wenck.

Sie sind fast ständig unterwegs, entweder mit Ihrem Verein Berliner HC oder mit der Nationalmannschaft. Trotzdem haben Sie nebenher Medizin studiert und sogar mit der Note 1 abgeschlossen. Wie ist das zu schaffen?

Ich hatte wenig Freizeit. Das Medizinstudium war vor allem anfangs sehr intensiv. Wir hatten Praktika und Kurse, bei denen Anwesenheitspflicht bestand. In Vorlesungen zu gehen, konnte ich mir kaum leisten, die Zeit habe ich zum Lernen genutzt. Denn abends konnte ich wegen des Trainings nicht lernen. Aber ich hatte auch lockere Phasen im Studium, weil ich Examina verschieben mußte, wenn gleichzeitig Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften waren. In solchen Phasen habe ich mich ein bisschen erholt, mir mal Berlin angeschaut. Das letzte Jahr im Krankenhaus war schon ziemlich hart, immer das frühe Aufstehen, bis spätabends trainieren. Und aus dem Krankenhaus kann man ja nicht einfach weggehen, wenn die Arbeitszeit um ist.

Und wo kriegt eine Hockeyspielerin eine angemessene Bezahlung her? Können Sie sich vergleichen mit Schwimmerinnen, Leichtathletinnen auf ihrem Niveau?

Eine normale Hockeyspielerin kriegt gar kein Geld. Eine Nationalspielerin kriegt etwas von der Deutschen Sporthilfe, wobei das im Moment weniger geworden ist. Wir haben in Berlin das große Glück, dass der Olympia-Stützpunkt und der Landessportbund sehr rege sind und dass wir da noch einen kräftigen Zuschuss bekommen, der im Moment höher ausfällt als die Sporthilfe. Ich werde außerdem von meinem Vater unterstützt, der meine Wohnung und mein Auto bezahlt. Damit habe ich jetzt ein ganz gutes Leben, aber es reicht nicht, um viel zurückzulegen.

Warum dann Hockey?

Weil mir Hockey Spaß macht! Ich liebe das, mit dem Club zum Europacup zu fahren oder eine Endrunde um die Deutsche Meisterschaft zu haben. Dann die Reisen mit der Nationalmannschaft, die auch eine lustige und tolle Mannschaft ist im Moment. Bei einer WM eine Bronzemedaille zu holen und danach gemeinsam zu feiern - das sind schöne Momente, wie man sie sonst nicht erlebt. Für mich hat sich das auf jeden Fall jetzt schon ausgezahlt, auch wenn ich natürlich hoffe, nächstes Jahr in Sydney noch einmal eine olympische Medaille zu holen. In einem solchen Moment fühlt man sich großartig, weil man ja auch so viel dafür gearbeitet hat, das kann man gar nicht beschreiben.

Sie schwärmen so vom Hockey und seinem Umfeld. Aber warum interssiert sich außer den paar Leuten kein Mensch für Ihren Sport? Warum ist Hockey so unattraktiv für die breite Masse?

Nicht unattraktiv! Es ist vor allem unbekannt. Deswegen finden die meisten Leute gar nicht zum Hockey, sondern nur, wenn sie selbst Verwandte oder Freunde beim Hockey haben. Das ist ein Teufelskreis. Die Allgemeinheit interessiert sich für Sportarten, von denen sie schon ein bisschen Ahnung hat. Weil sie vom Hockey wenig versteht, liest sie auch nicht, was darüber in der Zeitung steht. Im Fernsehen gibt es Hockey ja sowieso kaum. Na, und so findet man schwer einen Zugang zum Hockey. Und weil so wenig Zuschauer kommen, wird dann wiederum weniger berichtet.

Damen-Basketball und Damen-Handball locken auch nicht gerade das Publikum in Scharen in die Hallen. Nun hat es eine Basketball-WM und eine Handball-EM in Deutschland gegeben. Im Vorfeld haben einige der Spielerinnen sich spärlich bekleidet fotografieren lassen. Würden die Hockeyspielerinnen das auch tun, wenn es denn ihrer Sportart dient?

Ich würde es nicht ausschließen. Es kommt natürlich immer auf die Art von Fotos an. Es dürfte nichts Billiges sein. Wenn das helfen würde, würden wir das sicher machen. Ich finde es aber vom Grundgedanken her schade, dass man anscheinend nur so Interesse wecken kann.

Berti Rauth ist seit 1995 Bundestrainer. Sind er und die Mannschaft jetzt reif für den ersten gemeinsamen Titelgewinn?

Gewinnen ist schwierig, da steht die große Macht Australien vor uns, die mit Abstand die herausragende Rolle spielt im Moment. Man kann die schlagen, aber die Chance ist sehr gering. Für mich wäre gewinnen, bei Olympia eine Medaille zu holen.

Nun spielt Australien bei der jetzt beginnenden Europameisterschaft zum Glück nicht mit.

Da möchten wir natürlich den Titel gewinnen.

Ihre frühere Trainerin Uschi Schmitz trainiert seit einiger Zeit die Herren von Rot-Weiß Köln. Wäre das auch ein Job für Sie?

Ich möchte nicht Trainerin werden. Vielleicht eine Jugendmannschaft betreuen, aber im Moment reizt mich der Trainerjob nicht so.

Bisher ist Ihre Lebensplanung aufgegangen. Sie haben Schule und Studium erfolgreich durchgezogen und haben auch im Hockey einiges erreicht. Wie soll es weitergehen?

Bisher war es einfach: Schule fertig machen, Studium fertig machen. Jetzt bin ich an so einem Punkt, wo ich überlege, wie mein Leben aussehen soll. Ich habe mich zum Beispiel bei einer Unternehmensberatung um einen Praktikumsplatz beworben, um Alternativen kennenzulernen. Ich weiß also im Moment gar nicht so genau, was sein wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, als Kinderärztin zu arbeiten, ich kann mir aber auch vorstellen, etwas Anderes zu machen. Jetzt mache ich auf jeden Fall erst mal meine Doktorarbeit fertig.

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