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Sport: Die dicken Hälse von München

Bayern-Manager Uli Hoeneß ärgert sich über den immer noch abwanderungswilligen Owen Hargreaves

Wenn der richtige Mann am falschen Ort ist, kann er unverhofft zum Torschützen werden. „Ich war zufällig dort“, sagte Verteidiger Philipp Lahm über seinen Aufenthalt im gegnerischen Strafraum. „Normalerweise habe ich dort nichts zu suchen.“ Außerhalb seines üblichen Wirkungskreises erzielte der Nationalspieler das Siegtor zum 2:1 über den Aufsteiger VfL Bochum, dessen Stürmer Fabio Junior Makaays Führungstreffer ausgeglichen hatte. Der dürre Auswärtssieg des Deutschen Meisters verkam hernach fast zur Randnotiz. Das Interesse fokussierte sich auf einen Mann, der sich anscheinend auch am falschen Ort wähnt, allerdings unter weniger erfreulichen Umständen als beim Kollegen Lahm.

Owen Hargreaves hatte einen dicken Hals. Und alle fragten sich, was wohl die Ursache sei. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern gab an, sich erkältet zu haben. Schon am Tag zuvor hätten sich Vorboten eines grippalen Infekts bemerkbar gemacht. Bei der Bekanntgabe des Befundes stimmte Hargreaves ausnahmsweise mit seinen Vorgesetzten überein. In bedeutenderen Fragen hatten sich diese mit dem Engländer überworfen. Manchester United soll angeboten haben, 25 Millionen Euro Ablöse für die sofortige Freigabe des Nationalspielers zu bezahlen, dessen Vertrag mit dem FC Bayern bis Juni 2010 geschlossen ist. „Wir geben ihn auf keinen Fall frei“, sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß. Um das deutlich zu machen, nannte er eine Schmerzgrenze von hundert Millionen Euro.

Das jüngste Gespräch zwischen Hoeneß und dem umworbenen Profi soll nicht gerade in entspannter Atmosphäre stattgefunden haben. Der Streit mit dem Vorstand warf am Sonntag die Frage auf, ob Hargreaves nicht noch aus einem anderen Grund einen dicken Hals habe. Beim 2:1 in Bochum saß er zwar auf der Ersatzbank, gehörte aber nicht zum Aufgebot. Trainer Felix Magath widersprach der Deutung, es habe sich (auch) um eine erzieherische Maßnahme gehandelt. „Wegen des Infekts wollte ich kein Risiko eingehen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Auch am Privatspiel an diesem Dienstag in Barcelona wird Hargreaves nicht teilnehmen.

Hoeneß reagierte unwirsch auf die hartnäckigen Versuche des kickenden Angestellten, einen Wechsel herbeizuführen. „Ich kann nicht verstehen, dass er nach dem zweiten Gespräch immer noch weiterbohrt. Owen wäre gut beraten, jetzt Ruhe zu geben. Sonst werde ich richtig sauer, und das wäre nicht gut für ihn.“ Einmal in Fahrt, erläuterte Hoeneß, was der Arbeitgeber von Hargreaves erwartet. „Er muss lernen, Entscheidungen anderer Menschen, die ihm vorgesetzt sind, zu akzeptieren.“ Wenn ihm das gelinge, könne aus Hargreaves ein großer Spieler werden. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der WM trauen Fachleute dem 25-Jährigen mehr zu, als vor der Abwehr die Kreise des Gegners zu stören. Darauf beschränken sich die Fähigkeiten von Martin Demichelis, der Hargreaves in Bochum leidlich ersetzte. Wer dem Argentinier bei der Arbeit zuschaut, bekommt einen Eindruck davon, warum der FC Bayern sich dagegen sperrt, nach Michael Ballack auch noch Hargreaves ziehen zu lassen. Dass die Münchner nicht verhandlungsbereit sind, hat Manchester United mittlerweile schriftlich.

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