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Sport: Die drei von der Meisterschaft

Die Erfolgsmacher heißen Veh, Heldt und Staudt

Fast sofort nach dem Schlusspfiff schritt Armin Veh in die Kabine. „Das mache ich immer so, ich brauche nach dem Spiel ein paar Minuten Ruhe, sonst rede ich am Ende noch dummes Zeug“, sagte der Trainer des VfB Stuttgart und sah einigermaßen erbärmlich aus. Seine Spieler hatten ihn mit Bier übergossen. „Ich stinke“, sagte er, „und ich kann mich selbst nicht mehr riechen“. Kurze Zeit später war Veh dann aber wieder draußen auf dem Rasen.

Armin Veh braucht die Tuchfühlung zu Menschen, das ist ein Merkmal seiner Arbeit. Für diese Arbeit ist er jetzt mit dem größten Preis belohnt worden, den es im deutschen Fußball zu gewinnen gibt. Veh ist freilich nur einer der Männer, die den VfB Stuttgart zum Meister gemacht haben. Neben dem Trainer haben auch Manager Horst Heldt und Präsident Erwin Staudt maßgeblichen Anteil am Erfolg.

Veh hat es geschafft, dem Spiel der Mannschaft eine unverkennbare Note zu geben. Im Grunde spielen die Stuttgarter so, wie es Veh als Trainer früher Reutlingen oder Fürth vermittelt hat: kurze Pässe, schnell und direkt, „weil man damit besser vorankommt“, wie Veh sagt. Seine Philosophie ist klar: Mehr Chancen führen zwangsläufig zu mehr Toren.

Nachdem das ehrgeizige Projekt, mit Trapattoni den scheinbar besten Trainer der Welt zu holen und damit zu neuem Glanz zu kommen, in Stuttgart jämmerlich gescheitert war, hatten Veh und Heldt erst einmal ihre Ruhe. Ein halbes Jahr lang. Bis zur neuen Saison, als sie die Mannschaft umbauten und Risiko gingen. Zwei Mexikaner wurden verpflichtet und Roberto Hilbert aus Fürth, den außer Veh keiner haben wollte.

Einen „dornigen Weg“ sieht Veh mit dem Titelgewinn hinter sich gebracht. Lange galt er als Aussteiger, der in Rostock als Coach ging, weil er „noch nicht reif war für jahrelangen Abstiegskampf“. Vor Stuttgart und auch im ersten halben Jahr, als ihn VfB-Aufsichtsratschef Dieter Hundt öffentlich eine „Übergangslösung“ nannte, dachte Veh ans Ausland. Veh ist souveräner geworden. Inzwischen verlängert er seinen Vertrag in Stuttgart nur um ein Jahr, weil es „für beide das Beste ist“. Sein Marktwert ist gestiegen. Und er darf zusammen mit Heldt einkaufen.

„Auch mich hat man kritisch gesehen am Anfang – das ist doch normal“, sagt Manager Heldt. Da ging es ihm wie Veh. „Man muss sich mal reiben, aber man muss respektvoll miteinander umgehen. Das haben wir getan, immer“, sagt er über das Verhältnis zum Trainer. Wie zwei Komödianten saßen sie bei Pressekonferenzen, locker gelöst, erfrischend normal. Dabei gab es auch andere Bilder: Wie zwei Zeitarbeiter, die auf Abruf arbeiten, wirkten sie im Winter 2005/2006, als Veh kam und Heldt erst ein paar Wochen im Amt war. „Man muss authentisch bleiben, glaubhaft und für alle nachvollziehbar. Das haben wir versucht“, sagt Heldt. Nicht nur wegen der Meisterschaft kann man sagen: Sie haben es auch geschafft.

Im Hintergrund geht Jochen Schneider, Direktor für Sport und Verwaltung, den beiden Machern effektiv zur Hand. Die Vereinsspitze hat mittlerweile großes Vertrauen in Veh und Heldt, in ihr Urteilsvermögen und ihren Realitätssinn. Präsident Erwin Staudt ist inzwischen begeistert von „Herrn Veh“. Gegen drei Uhr an den Spieltagen haben sie immer zusammen eine Zigarette geraucht.

Präsident Staudt ist stolz, dass er die Mitgliederzahl von 7000 auf mehr als 30 000 steigern konnte. Neben dem Stadion, das bald eine reine Fußballarena werden soll, steht das Eventcenter mit eigener Rehawelt. Es ist Staudts Werk. Der ehemalige IBM-Deutschlandchef ist ein Netzwerker. Ein SPD-Mann, der beste Verbindungen zu CDU-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster und zur Wirtschaft unterhält. Staudts Enthusiasmus kennt kaum Grenzen. Er will Kunst und Sport zusammenbringen, initiiert Kulturtreffen.

Armin Veh, Horst Heldt und Erwin Staudt – das sind ein glaubhafter Trainer, ein mutiger Manager und ein umtriebiger Präsident. So authentisch wie diese drei ist auch ihr Verein, der neue Deutsche Meister.

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