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Sport: Die dritte Kraft

Dürens Volleyballer haben sich in den Zweikampf zwischen SCC und Friedrichshafen eingemischt

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Erst trägt an diesem Wochenende Heino deutsches Liedgut vor, keine drei Wochen später wird Edmund Stoiber die rechte Stimmung verbreiten. In Düren, der 90 000 Einwohner zählenden Kreisstadt am Rande der Nordeifel, ist einiges los, seit die „Arena Kreis Düren“ fertig gestellt wurde. Über Musik und Politik hinweg sorgen in der modernen, rund 3000 Zuschauer fassenden Halle derzeit aber in erster Linie ein paar engagierte junge Männer für Hochstimmung: Die Volleyballer von Evivo Düren schicken sich an, Deutscher Meister zu werden. Nachdem die Mannschaft im Halbfinale den Titelverteidiger SC Charlottenburg sensationell ausgeschaltet hat, will sie nun im Endspiel (Best of five) den VfB Friedrichshafen ins Stolpern bringen. Heute steigt das erste Spiel am Bodensee, am Mittwoch wird in der wohl ausverkauften Dürener Halle aufgeschlagen.

Dürens Trainer Bernd Werscheck, seit vier Jahren dabei, spricht von einer „gigantischen Entwicklung“ seiner Mannschaft. War der Ausgang der deutschen Volleyball-Meisterschaft in den letzten Jahren fast ausschließlich eine Angelegenheit zwischen Friedrichshafen und Berlin, mischt sich jetzt Düren ein. Dauerhaft gar? „Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber erst mal versuchen, den erreichten Standard zu halten“, sagt Werscheck. Dem Gefühl, nun zu den Großen im deutschen Volleyball zu zählen, traut der Trainer noch nicht so recht. „Wenn wir zehnmal gegen den SCC spielen, würden wir maximal vier- oder fünfmal gewinnen.“ Eine fast 50-prozentige Erfolgsquote gegen den noch amtierenden Meister – das ist doch nicht schlecht.

Doch die Dürener kennen die eigenen Unzulänglichkeiten. Da grenzt zum Beispiel ein kleiner Haushalt den Handlungsspielraum enorm ein. „Der VfB Friedrichshafen hat im Vergleich zu uns einen viermal so hohen Etat“, behauptet Werscheck. Friedrichshafen, so wird gemunkelt, kalkuliert in dieser Saison mit 1,2 Millionen Euro. Die Dürener leisten sich auch nur einen Minikader. Der umfasst gerademal zehn Spieler. Aber: Die Qualität macht’s. Sitzt Heribert Quero, „unser Star“, so Werscheck, auf der Bank, füllt der 2,05 m lange Christian Dünnes die Lücke, ohne dass die Leistung der Mannschaft abfällt. Ist Zuspieler Ilja Wiederschein krank, springt Björn-Arne Alber ein. „Bei uns gibt es keine Ergänzungsspieler. Jeder kann jeden gleichwertig ersetzen“, sagt Werscheck.

Ob die Dürener jetzt auch Deutscher Meister werden? Da befällt den Trainer leichte Skepsis. „Mal abwarten, was geht“, sagt er. „Also“, fügt er dann aber nach kurzer Denkpause hinzu, „Champions League würden wir schon sehr gerne spielen.“

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