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Yu Jing aus China ist im Para-Eishockey die einzige Frau bei den Paralympics.

© REUTERS/Peter Cziborra

Yu Jing spielt bei den Paralympics im Team der Chinesen: Die einzige Frau unter fast 120 Männern im Para-Eishockey 

Die Chinesin Yu Jing ist die einzige Frau, die bei den Paralympics in Peking im Eishockey antritt. Am Frauentag gab die 38-Jährige ihr Debüt bei den Spielen.

Von Mona Alker

An dieser Stelle berichtete das Team der Paralympics Zeitung, ein Projekt von Tagesspiegel und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Alle Texte zu den Spielen rund um Peking finden Sie hier. Aktuelles finden Sie auf den Social Media Kanälen der Paralympics Zeitung auf Twitter, Instagram und Facebook.

Im letzten Vorrundenspiel von Chinas Para-Eishockeyteam kam es am Dienstag zu einem bemerkenswerten Debüt. Yu Jing wurde eingewechselt und fuhr zu ihrem ersten Einsatz bei den Winterspielen in Peking aufs Eis. Insgesamt verzeichnete die Chinesin in dem Spiel gegen Italien eine Einsatzzeit von 5:19 Minuten, die Gastgeber gewannen am Ende mit 6:0. „Ich fühle mich gerade richtig gut. Ich konnte an diesem besonderen Tag gegen Italien antreten“, sagte die 38-Jährige im Interview mit dem Internationalen Paraympischen Komitee (IPC). Es gebe ihr das Gefühl, bedeutungsvoll zu sein. „Das ist ein perfekter Tag für mich.“ An diesem Mittwoch spielt Yu mit ihrem Team gegen Tschechien um den Einzug ins Halbfinale. Ob die 38-Jährige dort Spielzeit bekommt – oder ob ihr Einsatz gegen Italien am internationalen Frauentag nur symbolischen Charakter hatte – blieb abzuwarten. 

Yu ist erst die dritte Frau überhaupt, die bei den Paralympics im Eishockey zum Einsatz kommt. Die einzigen Frauen, die sich vor Yu in dieser Sportart jemals auf paralympischem Eis bewegten, waren die Norwegerinnen Brit Mjaasund Oeyen im Jahr 1994 und Lena Schroeder im Jahr 2018. Weitere Spielerinnen in den letzten 28 Jahren? Fehlanzeige.  

Anders als im olympischen Eishockey gibt es im Para-Eishockey keine nach Geschlecht getrennten Teams. Männer und Frauen spielen in einer Mixed-Mannschaft. Theoretisch zumindest, denn de facto spielen dort fast ausschließlich Männer: Bei den Paralympics in Peking sind es fast 120. 

Yu will Vorbild für andere Frauen sein 

Entsprechend groß ist der Fokus auf Yu. Die Chinesin spielte nach eigenen Angaben früher Rollstuhlbasketball, bevor ein Freund sie auf Para-Eishockey aufmerksam machte. „Anfangs hatte ich keine Ahnung von dem Sport, aber als ich es zum ersten Mal ausprobierte, hat es mich wirklich glücklich gemacht“, sagte sie gegenüber dem IPC. Deshalb habe sie weitergemacht. 

Dass in ihrem Team keine weitere Frau, sondern 17 Männer spielen, stört die Stürmerin offenbar nicht. „Sie behandeln mich wie ihre kleine Schwester“, erzählte Yu. „Sie kümmern sich täglich um mich und beschützen mich.“ Chinas Nationaltrainer, Nikolay Sharshukov aus Russland, hat ein spezielles Trainingsprogramm für Yu in die Einheiten eingebaut, das auf ihre körperlichen Fähigkeiten angepasst ist. Wie genau das ausschaut, lässt das IPC auf seiner Seite aber unbeantwortet. 

Die Chinesin möchte offenbar ein Vorbild für andere Mädchen und Frauen in ihrem Land sein. „Es gibt viele Mädchen in China, die sich dem Sport anschließen möchten, und es gibt bereits viele, die ihn spielen. Ich bin die Vertreterin dieser Spielerinnen in diesem Team“, sagte Yu. „Ich habe die Chance bekommen, für die Nationalmannschaft zu spielen und auf dieser Bühne zu stehen, um der Welt die Power der chinesischen Frauen zu zeigen.“  

Inwiefern diese Aussagen der Wahrheit entsprechen und ob Yu hier ihre eigene oder eher die gewünschte Haltung der chinesischen Regierung äußert, lässt sich nicht genau sagen. Bereits in der Vergangenheit zensierte China immer wieder kritische Aussagen und war bemüht, ein möglichst makelloses Bild der eigenen Nation zu zeichnen.  

Wenn man Yu aber zumindest in Bezug auf ihre Leidenschaft für Eishockey Glauben schenkt, fühlt sie sich im Team mit all den männlichen Kollegen wohl. „Bevor ich zu diesem Team kam, dachte ich, Para-Eishockey sei heftig, sehr schwierig und es wäre schwer für eine Frau zu spielen“, gab sie zu. „Aber als ich dazukam, fand ich die Jungs sehr nett. Sie brachten mir viele technische Fähigkeiten bei und liebten es, mit mir zu reden. Es fühlt sich sehr gut an.“

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