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Sport: „Die Frist ist abgelaufen“

T-Mobile-Sprecher Frommert über Sponsoring und kriminelle Netzwerke im Radsport

Was bedeuten der Ausschluss und die immer schärfer werdenden Dopingvorwürfe gegen Jan Ullrich für das Unternehmen?

Das ist eine Krise, die das Engagement im sportlichen Sponsoring betrifft. Und Krisen schaden immer. Das Team trägt schließlich den Namen des Unternehmens. Der Sponsor übernimmt aber Verantwortung. Telekom und T-Mobile haben jahrelang von dem Radsport profitiert. Deswegen stehen wir jetzt auch in den schweren Zeiten zum Radsport.

Ist die Dopingaffäre Ullrich der Supergau für Ihr Unternehmen?

Das Aushängeschild wird einen Tag vor der größten Veranstaltung nach Hause geschickt, weil es Indizien für Verknüpfungen in einen Dopingskandal gibt – das ist sicher der schwerste Schlag, der möglich war, für uns und die Fans. Wir stehen dazu, Jan, Oscar Sevilla und Rudy Pevenage nach Hause geschickt zu haben. Es war die einzig mögliche Konsequenz.

Ist Ullrich Opfer oder Täter? Bei elf unangemeldeten Kontrollen in diesem Jahr war das Ergebnis stets negativ.

Jan ist alt genug, für sich Verantwortung zu übernehmen. Es existiert ein kriminelles Netzwerk, dem müssen wir ein eigenes Netzwerk entgegenstellen und mit Hilfe von Experten, des Bundes Deutscher Radfahrer, der Nationalen Anti-Doping-Agentur und anderer Teams diese Strukturen aufbrechen. Wir wollen dabei eine aktive Rolle einnehmen. Offensichtlich taugen die Tests nichts. Es schlüpfen mehr durch als hängen bleiben.

Hat Ullrich den Sponsor, der ihm Millionen zahlte, betrogen?

Sollten alle Vorwürfe zutreffen, so ist in erster Linie der Fan betrogen worden. Es gibt Ermittlungsergebnisse aus Spanien, die nur wenig Interpretationsspielraum lassen. Was mich überrascht ist, dass tröpfchenweise immer noch etwas Neues über die Medien nachkommt und die Ermittlungsbehörden den Betroffenen offenbar noch nicht die kompletten Ergebnisse mitgeteilt haben. Die juristischen Folgen für den Sponsor werden jetzt von den Anwälten geprüft. Wir haben Jan und Oscar aufgefordert, ihre Unschuld zu beweisen. Sie hatten eine Frist bis zum vergangenen Donnerstag. Diese Frist ist abgelaufen, ohne einen Beweis. Jetzt sind die Anwälte dabei, weitere Schritte zu prüfen. Ich bin sicher, dass wir in dieser Angelegenheit bis zum Ende der Tour etwas verkünden können.

Seit 17 Monaten sind Sie eine Art Vertrauter Jan Ullrichs gewesen. Wie sehr sind Sie persönlich enttäuscht?

Ich trenne das Berufliche vom Persönlichen. Er hat mir persönlich immer wieder versichert, da sei nichts dran. Bis dann vor dem Tourstart die Indizien geliefert wurden, die uns erheblich zweifeln ließen. Ich habe nach wie vor mit ihm Kontakt wie viele Fahrer auch. Die Gespräche sind eher privat. Er gibt sich optimistisch, dass er sich mit Hilfe seiner Berater bald öffentlich erklärt. Wenn Jan jetzt eines braucht, dann sind es Freunde. Ich bin natürlich enttäuscht von ihm wie alle.

Die Fragen stellte Hartmut Scherzer.

Christian Frommert, 39, ist seit 2005 Leiter der Sportkommunikation beim Telekommunikationsunternehmen T-Mobile. Davor arbeitete er als Journalist für die „Frankfurter Rundschau“.

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