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Sieht gut aus. Bruno Labbadia hat offenbar die besten Chancen auf den Trainerjob beim VfB. Zuletzt coachte er den Hamburger SV. Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Sport: Die Geier kreisen schon

Stuttgart holt wohl Labbadia als Nachfolger für den Interimstrainer Keller

Fast wäre in dieser Woche vergessen worden, dass Jens Keller noch Trainer des VfB Stuttgart ist. Jeden Tag fanden sich andere Namen von Nachfolgern in Zeitungen und Magazinen, offen schien nur der Zeitpunkt der Ablösung. Vor dem Spiel am heutigen Freitag in Hannover, vor dem Bayern-Heimspiel kommende Woche oder doch erst in der Winterpause? Am Donnerstag jedenfalls wurde Keller noch auf dem Trainingsplatz gesichtet und er wird am Freitagabend auch in Hannover auf der Bank sitzen. Was danach passiert, ist allerdings tatsächlich offen. Während Keller Einzelgespräche mit seinen Spielern führte und wegen der aggressiven Stimmung sogar das Training unterbrechen musste, tobt in der Führungsetage ein Streit um seine Nachfolge. Geiergleich kreisen arbeitslose Kollegen um Kellers wackligen Stuhl, dabei hat derzeit der Kandidat Bruno Labbadia einen klaren Vorsprung vor Hans Meyer.

Beide gehören zu den drei Kandidaten, die man in Stuttgart für geeignet hält, zu verhindern, was als Katastrophe empfunden würde: den Abstieg des Tabellensechzehnten, der derzeit magere elf Punkte auf dem Konto hat. Auf alle Fälle wurden mit Labbadia, Meyer und auch Christoph Daum erste Gespräche geführt. Alle drei würden den Job in Stuttgart übernehmen. Allerdings haben alle drei Varianten offenbar ihre Tücken. Während Meyer als erste Wahl des Aufsichtsrates um den Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt galt, wird Labbadia der Fraktion um Manager Fredi Bobic zugerechnet und ist offenbar der große Favorit.

Der frühere Meistertrainer Daum hat in Aufsichtsratschef Hundt und Hauptsponsor Eduardo Garcia zwar einflussreiche Befürworter. Doch auch die haben Zweifel, denn Daum fordert eine uneingeschränkte Machtfülle und will als Manager-Trainer nach englischem beziehungsweise Schalker Vorbild arbeiten. Manager Bobic wäre dann praktisch überflüssig. Nicht nur deswegen zögert der Klub, sich einem Trainer völlig auszuliefern, obwohl man von Daums Fähigkeiten, den Abstieg zu verhindern, überzeugt ist.

Bei Meyer ist klar, dass der 68-Jährige nur bis Saisonende als sogenannter Feuerwehrmann in Stuttgart einspringen würde. Meyer, so verlautet aus seinem Umfeld, will noch einmal für ein paar Monate einen Job übernehmen und sich unbedingt einen guten Abgang aus dem Trainergeschäft verschaffen. Lange war er auch der Favorit der Stuttgarter. Dann allerdings intervenierte Manager Bobic und warf die Frage auf, ob eine Verpflichtung des Routiniers das richtige Signal für den Abstiegskampf wäre.

Durch Bobic angeregt tauchte schließlich der ehemalige Hamburger und Leverkusener Labbadia als Kandidat auf. Er könnte in einer Person der Feuerwehrmann und der Perspektivtrainer sein, den der VfB eigentlich erst nach seiner Rettung verpflichten wollte. Was den VfB zunächst zögern ließ, sind die Schwierigkeiten, die der 44-Jährige bei seinen letzten Stationen mit Spielern und Funktionären hatte, weil er in kritischen Situationen als wenig teamfähig gilt. Aber man traut ihm zu, den VfB zu retten. Labbadia sieht in den anstehenden schweren Spielen gegen Bayern München in Liga und Pokal eine Chance für einen eigenen guten Start.

Zunächst aber ist da noch Jens Keller, auch wenn der Nochtrainer des VfB in den Planungen der Bosse keine Rolle mehr zu spielen scheint. Gestern hat Keller dennoch mutig betont, ihn würden die anderen Namen nicht interessieren. Der nach dem Rauswurf von Christian Gross zum Chef beförderte ehemalige Assistent gibt sich trotz aller Gerüchte um seine Nachfolger kämpferisch. „Es geht um Punkte und den VfB Stuttgart“, sagte er, „nicht um mich. Ich machen diesen Job gerne.“ Um die zweifelnden Kluboberen weiter zu überzeugen, sollte Keller aus Hannover heute unbedingt drei Punkte mitbringen.

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