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Herbert Hainer kam mit Olivre Kahn nicht auf einen Nenner.

© IMAGO/kolbert-press

„Die Gespräche mit Oliver sind nicht so gut gelaufen“: Bayern-Präsident verrät Details zum Rauswurf von Kahn

Wer hat Schuld am unschönen Rauswurf von Oliver Kahn? Bayern-Präsident Hainer erklärt, warum eine einvernehmliche Trennung offenbar nicht möglich war.

Von einem unbeschwerten Genuss des emotionalsten Meistertitels seit mehr als zwei Jahrzehnten konnte beim FC Bayern trotz einer langen Partynacht und der nächsten Schalen-Präsentation auf dem Münchner Rathausbalkon keine Rede sein. Den offenen Bruch mit dem abgesetzten Vorstandsboss Oliver Kahn und das Bild der Zerrissenheit, das der Rekordchampion am Ende seiner Chaos-Saison abgibt, mussten Präsident Herbert Hainer und Kahn-Nachfolger Jan-Christian Dreesen am Morgen nach dem Bundesliga-Herzschlagfinale fast eine Fußball-Halbzeit lang erklären.

„Neustart“, „Teamwork“, „neu angreifen“ waren die Schlagworte auf ihrer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in der Allianz Arena. Das alles wird ohne Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic passieren, dafür mit Dreesen als nächstem Oberboss, einem Comeback light von Karl-Heinz Rummenigge und Mister X als Sportvorstand.

Nach Jamal Musialas Last-Minute-Meistertor am Samstag zum 2:1 gegen den 1. FC Köln explodierten zunächst im Kölner Stadion die Gefühle bei den Bayern-Stars, inklusive des zu diesem Zeitpunkt wie Kahn längst über seine Abberufung unterrichteten Salihamidzic. Aber das mit dem Saison-Abpfiff publik gewordene Vorstands-Beben überlagerte das Fußball-Wunder im Fernduell mit den nervlich versagenden Dortmunder bei Weitem.

 „Wir haben auch jetzt ein politisches Thema im Club, das auch diesen Sieg und diese extreme Meisterschaft, diese extreme Willensleistung ein bisschen trübt.

Thomas Tuchel, Trainer Bayern München

Auch Trainer Thomas Tuchel reagierte verstört. „Wir haben auch jetzt ein politisches Thema im Club, das auch diesen Sieg und diese extreme Meisterschaft, diese extreme Willensleistung ein bisschen trübt“, beklagte der 49-Jährige. Irgendwie passe das aber ins Saisonbild, meine Tuchel. „Unsere Rückrunde war chaotisch“, resümierte der Ur-Bayer Thomas Müller. Sportlich war sie nicht Bayern-like, weder auf noch neben dem Platz.

Der große, finale Wumms wurde im Aufsichtsrat beschlossen, mit Präsident Hainer an der Spitze - und Uli Hoeneß als treibender Kraft. Der Ehrenpräsident und Vereinspatron war am Samstagabend bei der Meisterfeier in der Münchner Motorworld in vielen Gesprächen zu sehen. Der 71-Jährige sprach nicht öffentlich, aber er handelte. Hainer berichtete, dass er gemeinsam mit Hoeneß die Gespräche mit Kahn und Salihamidzic geführt habe. Die zwei Ex-Spieler, die Hainer „Ikonen“ nannte, reagierten dabei jedoch höchst unterschiedlich.

„Mit Hasan hat das sehr gut geklappt. Die Gespräche mit Oliver sind nicht so gut gelaufen, waren emotional“, verriet Hainer. Ein Ende mit Anstand, also einvernehmlich, habe nicht funktioniert. Eine Mitreise von Kahn nach Köln kam der Aufsichtsrat mit dessen sofortiger Abberufung bevor. Kahn beklagte in seinen Wochenend-Reaktionen den „Aktionismus“ des Vereins, sprach am Samstagabend bei Sky sogar „vom schlimmsten Tag seines Lebens“.

Er widersprach auch der Behauptung, „dass ich ausgerastet bin, als ich über die Abberufung informiert wurde“. Salihamidzic ging derweil traurig, aber mit Stil. Der 46-Jährige feierte sogar noch mit der Mannschaft in den Sonntag hinein.

Ende gut, also gut? So blauäugig ist beim Bundesliga-Krösus nach der soeben abgewendeten ersten titellosen Saison seit 2012 niemand. Präsident Hainer sprach von „Warnsignalen auf und neben dem Platz“, der FC Bayern müsse wieder „Dominanz ausstrahlen“.

Eine Schlüsselrolle nimmt als neuer starker Mann der 55 Jahre alte Dreesen ein. Zehn Jahre war der Ostfriese als Finanzvorstand der Herr der Zahlen. Eigentlich sollte er den Verein im Herbst verlassen. Er hätte Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga werden können, aber „wenn der FC Bayern ruft...“ Dreesen erhält einen Zweijahresvertrag. „Ich habe mit ganzer Überzeugung Ja gesagt.“ Er will den Verein befrieden, und er setzt dabei aufs „Team“.

Das Kernteam um ihn herum, das sportlich den FC Bayern der Zukunft bauen soll, lautet Rummenigge, Tuchel und ein neuer Sportvorstand. Rummenigge soll am Dienstag in den Aufsichtsrat aufgenommen werden, Hainer rühmte den „Fußball-Sachverstand“ des 67-Jährigen, der vor zwei Jahren den Vorstandsvorsitz für Kahn räumte. Tuchel wird als Coach noch stärker eingebunden. Er werde jetzt nicht in den Urlaub fahren. „Ich muss Verantwortung übernehmen für die sportliche Weiterentwicklung“, sagte der Nagelsmann-Nachfolger.

In den Fokus rückt die Verpflichtung eines Salihamidzic-Nachfolgers. Die Transferphase beginnt. „Natürlich suchen wir jemanden, der sein Geschäft versteht von A bis Z“, sagte Hainer. Max Eberl von RB Leipzig und Markus Krösche von Eintracht Frankfurt werden schon als Kandidaten gehandelt. „Ich denke, dass die beiden sehr gute Sportvorstände sind, wenn sie mit ihren Vereinen im DFB-Pokalendspiel sind“, bemerkte Hainer dazu. Hoeneß' Favorit soll Ex-Bayern-Profi Eberl sein, ihn wollte er schon zu dessen Gladbacher Zeiten holen. (dpa)

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