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Sport: Die Hoffnung auf Veränderung

Martín E. Hiller analysiert den ersten Spieltag der neuen Saison Zu Beginn eines neuen Zeitabschnitts rechnet der Mensch instinktiv mit Veränderung, hofft im Stillen womöglich sogar auf Verbesserung.

Martín E. Hiller analysiert den

ersten Spieltag der neuen Saison

Zu Beginn eines neuen Zeitabschnitts rechnet der Mensch instinktiv mit Veränderung, hofft im Stillen womöglich sogar auf Verbesserung. Ähnliche Erwartungen begleiteten den Start der neuen Saison. Doch sie wurden nur selten erfüllt. Das fing mit dem Spielniveau an. Erster Spieltag hin oder her – an die erfolgreiche WM erinnerte das nicht, was da im Lande des Vize-Weltmeisters gezeigt wurde. Dazu hielt sich, sicherlich auch aufgrund der veränderten finanziellen Situation in den Vereinen, die Anzahl neuer Spieler, die die Alteingesessenen verdrängen können, in Grenzen. Selbst der Bayernspieler Michael Tarnat, der so manchem Experten wie jedes Jahr als Streichkandidat Nummer eins galt, fand sich in der Startformation wieder. Die meisten Neuen standen in Nürnberg auf dem Feld – Ciric, Belic, Petkovic, Popovic. Das Ergebnis: ein heilloses Durcheinander in der Abwehr und eine Heimniederlage gegen Aufsteiger Bochum, der jetzt überraschend mit vorn in der Tabelle steht.

Die positivsten Meldungen kamen noch aus dem Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion. Der eine Trainer, Kaiserslauterns Andreas Brehme, gab einer Reihe neuer Spieler die große Bewährungschance. Wiese, Reuter, Lembi - wer hätte wohl letzte Woche gedacht, dass – neben Koch und Malz – so die Lauterer Hintermannschaft heißt, die sich dem jungen Sturm stellen musste, welche der andere Trainer, der Stuttgarter Felix Magath, aufgeboten hatte? Das nicht nur der Verletzungssituation geschuldete Experiment ist geglückt, mehr als einen Treffer ließen die Debütanten nicht zu. Das ist wenig, angesichts des Tempos, in dem Hleb, Seitz und Dundee auf das Lauterer Tor zu wirbelten. Auf deren Spielwitz und erfrischende Unbekümmertheit wird noch zu achten sein. Niemand begeisterte an diesem Spieltag mehr als die Offensive des VfB – ausgenommen vielleicht Schiedsrichter Markus Merk, dessen Koteletten bis zu den Mundwinkeln jeden Hell’s Angel neidisch machen.

Bei der Fernsehberichterstattung wäre wiederum weniger Neues mehr Gutes gewesen: Dass der vom Bezahlfernsehen ausgeliehene Kommentator Marcel Reif auch in Sat1 nicht umhinkonnte, Werbung für ein Premiere-Abo zu machen, ist bei der finanziell angespannten Lage der Branche noch zu verstehen. Doch die amerikanisch-schwungvoll gedachte, letztlich aber nur unentspannt wirkende Sat1-Doppelmoderation führte den Fußball in eine Ecke des Boulevards, in der er wirklich nur ungern unterwegs ist. Entweder die beiden Moderatoren fielen den zur Spielanalyse geladenen Trainern oder sich selbst ins Wort. Oliver Welke: „Ich denke, wir sehen uns mal die Zeitlupe . . ." – Monica Lierhaus: „Oh ja, das denke ich auch!“

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