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Sport: Die Italiener Südamerikas

Seogwipo. Rudi Völler äußerte sich voller Hochachtung über den Achtelfinalgegner der deutschen Fußball-Nationalelf.

Seogwipo. Rudi Völler äußerte sich voller Hochachtung über den Achtelfinalgegner der deutschen Fußball-Nationalelf. Eine sehr spielstarke Mannschaft sei das, mit vielen schnellen Leuten. Einen, den flinken Stürmer Benny McCarthy vom FC Porto, „den müssen wir besonders im Auge behalten“. Es war die Halbzeitpause des Vorrundenspiels Paraguay gegen Slowenien, und Rudi Völler redete über Südafrika. Dass Deutschlands Gegner am Samstag in Seogwipo aber nicht Südafrika heißt, sondern Paraguay, sagt einiges über die Qualitäten des Achtelfinalgegners.

0:1 lagen die Paraguayer zur Pause gegen Slowenien zurück, seit der 22. Minute spielten sie mit zehn Mann, und nur bei einem Sieg hätte die Mannschaft überhaupt noch eine Chance auf das Weiterkommen besessen. Am Ende hieß es 3:1 für die Südamerikaner, und weil Südafrika zur selben Zeit gegen Spanien verlor, zog Paraguay zum dritten Mal nach 1986 und 1998 ins WM-Achtelfinale ein. Vor vier Jahren scheiterte die Mannschaft äußerst knapp am späteren Weltmeister Frankreich. Die Entscheidung fiel erst in der Verlängerung, als der französische Libero Laurent Blanc das erste Golden Goal der WM-Geschichte erzielte. „Wir sind noch nie in die dritte Runde gekommen“, sagte Paraguays Stürmer Roque Santa Cruz vom FC Bayern München nach dem Sieg gegen Slowenien. Den Rest konnte man sich denken.

Am nächsten Tag hatten sich auch die Deutschen über den richtigen Gegner schlau gemacht. Aus spielstark war kampfstark geworden. Die Mannschaft habe famos gekämpft, sagte Bundestrainer Michael Skibbe, und Michael Ballack fand, dass Paraguay in seinem letzten Gruppenspiel „eine ähnlich gute Leistung vollbracht hat wie wir“. Auch die Deutschen kämpften sich gegen Kamerun in Unterzahl ins Achtelfinale. „Da gibt es einige Parallelen“, sagte Skibbe. Eine gut organisierte Mannschaft hatte der Bundestrainer am Mittwochabend gemeinsam mit Teamchef Völler in Seogwipo beobachten können. Immerhin konnte Skibbe am nächsten Mittag verkünden, „dass Paraguay natürlich auch eine Mannschaft ist, die nicht nur über Stärken verfügt“.

Die Ordnung auf dem Feld ist unter anderem Trainer Cesare Maldini zu verdanken. Der Italiener, der seit Januar Nationaltrainer ist, galt bisher in Paraguay nicht unbedingt als besonders beliebt. Er habe den Job nur des Geldes wegen angenommen, wurde ihm vorgehalten; möglicherweise ändert sich die öffentliche Meinung nun ein wenig, da die Nationalelf zum zweiten Mal in Folge das WM-Achtelfinale erreicht hat. Santa Cruz jedenfalls sagt, dass Maldini „sehr gut für uns“ sei: „Er hat uns dazu gebracht, ein bisschen mehr Fußball zu spielen.“

Es ist seltsam, wenn ausgerechnet ein italienischer Defensivspezialist eine Mannschaft trainiert, die gewissermaßen als das Italien Südamerikas gilt: Paraguay ist vor allem in der Abwehr stark, dafür eher kontrolliert in den Offensivbemühungen. Dieses System macht das Team besonders für favorisierte Mannschaften zu einem unangenehmen Gegner. In der Südamerika-Qualifikation hatte es mit nur 13 Gegentreffern in 18 Spielen die beste Abwehr, mit 29 eigenen Toren aber auch den zweitbesten Sturm, und in den beiden Spielen gegen Argentinien, die dominierende Mannschaft des Kontinents, gelangen Paraguay zwei Unentschieden. „Sie waren der härteste Gegner, mit dem wir es zu tun hatten“, hat der argentinische Trainer Marcelo Bielsa über Paraguay gesagt.

Michael Skibbe glaubt, dass der Achtelfinalgegner „ein richtig harter Prüfstein für uns“ wird. Ein bisschen leichter könnte es für die Deutschen werden, wenn der 22-jährige Nelson Cuevas wegen seiner Sprunggelenksverletzung am Samstag ausfällt. Der Stürmer vom argentinischen Klub River Plate wurde gegen Slowenien nach einer Stunde eingewechselt, dribbelte fortan die slowenische Abwehr durcheinander und erzielte zwei Tore zum 3:1-Sieg. Cuevas war damit weit auffälliger als die beiden Stammstürmer Jose Cardozo und Roque Santa Cruz, auch wenn Jens Jeremies über seinen Münchner Arbeitskollegen sagt: „Er wird einer der größten Fußballer werden, die je in Europa gespielt haben.“ Dass das so ist, muss Roque Santa Cruz ja nicht unbedingt am Samstag schon beweisen. Stefan Herrmanns

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