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Sport: Die Kleinen kommen

Die Bayern bekommen beim 3:1 gegen Rostock einen Vorgeschmack auf den Rest der Saison

München - Die führenden Angestellten des FC Bayern stehen selten im Verdacht, die eigene Macht und Stärke zu unterschätzen, doch die Naturgesetze erkennen auch die Münchner als unbestechliche Größe an. Michael Ballack hatte beim 3:1 seiner Mannschaft gegen Hansa Rostock soeben eine beeindruckende persönliche Serie fortgesetzt – ihm war das beachtliche Kunststück gelungen, zum dritten Mal nach der Geburt eines Kindes im darauffolgenden Spiel ein Tor zu erzielen. Bedauerlicherweise lässt sich diese Serie nicht in engem Abstand fortschreiben, wie der glückliche Vater dreier Söhne tapfer hinnahm. „Leider geht das nicht jede Woche“, sagte Ballack, doch er schien fest daran zu glauben, dass seine Mannschaft im Kampf um die Meisterschaft gute Aussichten habe. Der Sieg über Rostock war eine gelungene Probe für den Endspurt der Spielzeit.

„Wenn man sich die Saison anschaut, sieht man, dass wir uns gegen die so genannten Kleinen oft nicht so leicht getan haben“, sagte Rummenigge nach dem anfänglich keineswegs souveränen Auftritt, und ihm kam der Verdacht, dass eben jene Fähigkeit, sich auch den Teams minderer Qualität mit voller Leidenschaft zu widmen, den Ausschlag im Titelkampf geben könnte. Die Bayern spielen in den nächsten Wochen gegen Wolfsburg, Gladbach, Hannover, Bochum, Lautern, Mainz und Nürnberg; erst am letzten Spieltag wartet mit Stuttgart ein Konkurrent auf Augenhöhe. „Da werden wir zeigen müssen, dass wir auch mit den Kleinen fertig werden, damit wir unsere Chance, die wir noch haben, auch nutzen können“, sagte Rummenigge. Der Spagat zwischen großem Scheinwerferlicht in der Champions League gegen Chelsea und der Provinzbühne gegen die B-Prominenz der Liga wird die nächsten Wochen beim FC Bayern bestimmen.

Auf psychologische Kriegsführung in Richtung des Rivalen verzichteten die Bayern in ihrer Nachlese der Partie diesmal weitgehend, einzig Michael Ballack profilierte sich wie schon in der Vorwoche als Hobby-Provokateur. „Schalke hat ja schon einmal eine solche Negativ-Erfahrung gemacht. Man weiß ja nicht, ob das bei dem einen oder anderen noch im Hinterkopf steckt“, erinnerte der Kapitän der Nationalmannschaft mit süffisantem Grinsen an das Schalker Trauma aus dem Jahre 2001. Er verzichtete zu erwähnen, dass er jenes Gefühl, in letzter Minute den Titel zu verlieren, bestens selbst kennt, aus den Jahren 2000 und 2002 mit Leverkusen. Weitaus besser im Übrigen als der Großteil der aktuellen Schalker Mannschaft: Aus der Elf, die Bayern am letzten Wochenende besiegte, waren vor vier Jahren nur Niels Oude Kamphuis und Ebbe Sand dabei. Vermutlich hatte Ballack vergangene Woche keine Zeit, sich solchen statistischen Details zuzuwenden. Er hatte beileibe Wichtigeres zu tun.

Daniel Pontzen

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