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Sport: Die Kurskorrektur

Intern hatte sich Hertha BSC schon im Oktober den Uefa-Cup als Ziel gesetzt

Berlin - Mitbekommen hat es kaum jemand, aber diese Fußballsaison hatte für den Bundesligaklub Hertha BSC einen entscheidenden Wendepunkt. Es war der elfte Spieltag. Am 31. Oktober gewann Hertha BSC beim SC Freiburg 3:1, die Tore erzielten Nando Rafael, Gilberto und Arne Friedrich, und auf einmal schien nichts mehr wie bisher. Der Sieg ließ das Selbstbewusstsein der Berliner derart wachsen, dass es Zeit für eine mannschaftsinterne Sitzung wurde. Einziger Tagesordnungspunkt: das Saisonziel. Die Spieler einigten sich schnell. Mit Platz neun, dem öffentlich ausgegebenen Ziel, wollten sie sich nicht mehr zufrieden geben. Sie wollten wieder einen internationalen Wettbewerb erreichen.

Nur sprechen durften die Berliner Fußballspieler darüber nicht. Denn mit öffentlich geäußerten Ambitionen hatten sie schlechte Erfahrungen gemacht. In der Saison zuvor wollten sie die Champions League erreichen und entkamen dann nur knapp dem Abstieg. Inzwischen haben die Berliner jedoch keine Angst mehr davor, in dieser Saison noch einmal abzustürzen. Deswegen erzählte Manager Dieter Hoeneß gestern auch von der Sitzung aus dem vergangenen Oktober. Und deswegen sagte Hoeneß auch: „Wenn wir am Samstag gewinnen, dann können wir auch das Saisonziel verfolgen, das viele von uns erwarten.“

Besonders mutig ist es nun nicht mehr, die Teilnahme am Uefa-Pokal anzustreben. Hertha ist Tabellensechster. Sollte ein Champions-League-Teilnehmer den DFB-Pokal gewinnen, könnte sogar dieser Platz zum Erreichen des Uefa-Pokals genügen. Selbst die Qualifikation für die Champions League ist für die Berliner noch möglich.

Hertha BSC macht zwar die Korrektur des Saisonziels vom Abschneiden im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld am Samstag abhängig. „Wenn wir das Spiel gewinnen, sind wir in einer komfortablen Situation und können das Saisonziel verändern“, sagt Hoeneß. Faktisch haben die Berliner das jedoch längst getan. Vielleicht wollen sie dem Spiel gegen einen vergleichsweise unattraktiven Gegner so eine besondere Bedeutung zukommen lassen. Der Zuschauerzuspruch in dieser Saison ist schließlich bislang enttäuschend, und warum sollte ausgerechnet Arminia Bielefeld mehr Besucher ins Olympiastadion locken?

Bis gestern war Hertha 30 000 Karten losgeworden, und Hoeneß hat auch diesmal wieder die hoffnungsfrohe Vorstellung, dass mehr als 40 000 den Weg ins Stadion finden. Eine gute Nachricht hatte er immerhin erhalten: Hertha bestreitet in dieser Saison keine Heimspiele mehr an einem für das Publikum unattraktiven Sonntag. Mit der öffentlichen Bekanntgabe des Saisonziels wollen Hoeneß und Trainer Falko Götz sicher auch den Druck auf die Mannschaft ein bisschen erhöhen. Götz erwartet von seinen Spielern eine ähnlich kampfstarke Leistung wie in Leverkusen. Zwei Spieler werden wahrscheinlich nicht dabei sein. Artur Wichniarek und Gilberto sind verletzt. Das ist gerade für Wichniarek bitter. Er hätte gerne spielend an bessere Zeiten erinnert. Als er noch zur Arminia gehörte, erzielte er in einer Bundesligasaison zwölf Tore. Bei Hertha sind es in eineinhalb Jahren bisher erst drei geworden.

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