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Sport: Die Last des Denkens

SCC-Volleyballer lähmt die Angst vor dem Siegen

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Verärgerung über eine verpasste Chance kam nicht auf. Trainer Michael Warm gewann der 2:3-Heimniederlage des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg im Challenge-Cup gegen ASZ Olsztyn aus Polen eher eine gute Seite ab. „Solche Spiele brauchen wir für unsere Weiterentwicklung“, sagte Warm. Derlei Entwicklungshilfe kann er haben. Heute findet in Olsztyn vor erwarteten 2000 Zuschauern das Achtelfinal-Rückspiel statt, und alles andere als das Ausscheiden des SCC aus dem europäischen Wettbewerb wäre sensationell.

Die Reise nach Polen hätten die Charlottenburger hoffnungsfroher antreten können, wenn sie im Hinspiel ein bisschen Nervenstärke besessen und die Chance beim Matchball im vierten Satz genutzt hätten. Manager Kaweh Niroomand verstieg sich hinterher zu der Ansicht: „Wenn wir doch bloß einmal eines dieser großen Spiele gewinnen würden, dann würden wir alle großen Spiele gewinnen.“ Eine kühne These, aber vielleicht nicht mal realitätsfern. In dieser Saison maß der SCC seine Kräfte schon zweimal mit dem in der Bundesliga als übermächtig geltenden VfB Friedrichshafen. Beide Spiele in Meisterschaft und Pokal-Halbfinale gingen verloren – unnötig. Den SCC schmerzte vor allem das 2:3 in der Bundesliga – nach 2:0-Führung.

Im Pokal fegte der SCC die Friedrichshafener im ersten Satz mit 25:13 weg. Um dann allmählich abzubauen. Ein psychologisches Problem? Friedrichshafens Nationalspieler Christian Pampel analysierte, der SCC habe nach dem furiosen Auftakt „Angst bekommen, Fehler zu machen und doch noch zu verlieren. Wenn sich das erst mal im Kopf festgesetzt hat, wird das Gewinnen doppelt schwer.“

Michael Warm, der Trainer, hält dagegen. „Die Mannschaft hat kein Kopfproblem“, sagt er. „Es sind immer nur einzelne Qualitäten, die so enge Spiele entscheiden.“ Kaweh Niroomand teilt diese Ansicht nicht ganz. „Immer wenn wir kurz davor sind, den Sack zuzumachen, dann ändern sich die Blicke unserer Spieler. Die werden dann einfach zu ernst, dann denken sie und spielen nicht mehr.“

Ein Ausscheiden im Europapokal heute Abend in Polen wäre angesichts der Klasse des Gegners zu verschmerzen, auch für Michael Warm. Der setzt auf Lerneffekte: „Wir haben junge Spieler dabei, und denen hilft nur eins: spielen, spielen, spielen.“ Karsten Doneck

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