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Sport: Die letzte Chance genutzt

Preetz trifft kurz vor Schluss zum 1:0 gegen Aberdeen und führt Hertha in die zweite Runde des Uefa-Cups

Von Klaus Rocca

Berlin. Eine gute halbe Stunde war gespielt, da war plötzlich alles wie drei Tage zuvor. Wieder rannten alle Spieler des Fußball- Bundesligisten Hertha BSC auf den Schiedsrichter zu, redeten auf ihn ein, schüttelten den Kopf. Der junge polnische Referee Grzegorz Gilewski hatte am Dienstag im Uefa-Cup-Spiel der Berliner gegen den FC Aberdeen dem Berliner Michael Hartmann nach einer harmlosen Aktion eine Verwarnung ausgesprochen. Sofort bildete sich um Gilewski herum eine Traube von aufgebrachten Spielern am Mittelkreis. Die Berliner haben seit den umstrittenen Entscheidungen bei der 0:1-Niederlage beim TSV 1860 München am Wochenende ihre Probleme mit Schiedsrichtern, nun ermittelt sogar der Deutsche Fußball-Bund gegen Hertha.

Vielleicht passierte es deshalb, dass Herthas Andreas Neuendorf sich plötzlich nicht mehr beherrschen konnte und vor den Augen des Unparteiischen einen Gegenspieler tätlich angriff. Konsequenz: Platzverweis. Hertha spielte eine halbe Stunde in Unterzahl. In der zweiten Halbzeit musste auch der Schotte Deloumeaux nach einem Foul den Platz verlassen. Das Spiel von zehn Spielern gegen zehn Spieler entschied am Ende der eingewechselte Michael Preetz, der kurz vor dem Abpfiff zum 1:0 (0:0)-Sieg traf.

Was war genau passiert im Mittelkreis? Zuerst schrie Neuendorf den Schiedsrichter so lange an, bis der sich nur noch mit einer Gelben Karte gegen den aufgebrachten Spieler zu helfen wusste. Gegenspieler McGuire reagierte mit einer einfachen Geste: Er zeigte Neuendorf einen Vogel. Der 27-Jährige rastete nun völlig aus und stieß seinen Kopf gegen die Stirn von McGuire, der sank zu Boden – und Schiedsrichter Gilewski hatte nur noch eine Möglichkeit: Rote Karte gegen Neuendorf. Trainer Huub Stevens, der am Spielfeldrand vergeblich auf die Schiedsrichter geschimpft hatte, schrie nun nur noch in Richtung Neuendorf. „Komm runter“, rief der Trainer seinem Spieler zu. Huub Stevens wusste: Jetzt hilft nur noch Beruhigung. Nach Spielschluss sagte Stevens: „Das war eine dumme Rote Karte.“

Dabei hatte alles so gut angefangen für die Berliner. Gleich in den ersten zwei Minuten eröffnete Bart Goor mit einem Torschuss die Partie nach dem 0:0 im Hinspiel in Aberdeen. In den folgenden 60 Sekunden erarbeiteten sich die Herthaner drei Eckbälle. Doch ein Erfolg der Angriffsbemühungen blieb lange aus. Ein Fernschuss von Neuendorf knapp über das Tor, ein schwacher Abschluss von Luizao nach gutem Zuspiel von Spielmacher Marcelinho und ein Abseitstor von Luizao – das waren die aufregenden Szenen der ersten Halbzeit. Im Mittelfeld wusste Hertha durchaus zu gefallen, auch wenn Marcelinho zunächst Probleme mit seinem Bewacher Deloumeaux hatte. Doch je mehr sich der Brasilianer lösen konnte, desto besser wurde das Spiel der Hertha. Nur: es brachte nichts. Der letzte Pass kam nicht an, besonders Hartmann fiel mit sinnlosen Flanken ins Toraus auf.

In der zweiten Halbzeit bot sich den 30 770 Zuschauern ein ähnliches Bild. Die Herthaner bemühten sich um ein offensives Spiel, blieben aber inkonsequent und ungenau. Und so landeten Torschüsse von Marcelinho und Pal Dardai sowie ein Kopfball von van Burik nicht im Tor. Kurz vor Schluss hatte Aberdeen sogar noch die Chance zum Sieg. Doch Dardai konnte einen gefährlichen Schuss auf der Linie abwehren. Dafür wurde er vom inzwischen genügsamen Publikum gefeiert. Doch am Ende gab es nur einen Helden. Mit seiner zweiten Ballberührung köpfte Michael Preetz den Ball doch noch ins Tor, Marcelinho hatte von der rechten Seite geflankt. Es war die Entscheidung in einem schwachen, aber emotionalen Spiel.

Hertha ist in der zweiten Runde. Nun kann vielleicht Ruhe einkehren in den Verein.

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