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Sport: Die letzte Deutsche in Paris

Marlene Weingärtner zieht ins Achtelfinale ein

Eigentlich wollte der Hausmeister von Roland Garros die deutsche Fahne schon wieder einpacken und im Keller deponieren – für das nächste Jahr. Denn es schien so, als sei Boris Becker als Tribünengast der einzig verbliebene Deutsche bei den French Open. Doch noch kann sich der Platzwart die Arbeit sparen. Denn die 24-jährige Marlene Weingärtner spielt in Paris ein hervorragendes Turnier. Am Freitag zog sie ins Achtelfinale ein. Und das immerhin gegen die Halbfinalistin aus dem Vorjahr Nadja Petrowa. Beinahe mühelos besiegte sie die an Nummer acht gesetzte Russin mit 6:3 und 6:2.

Nach dem Spiel brauchte die Siegerin zunächst einen Moment der Ruhe. Die 5000 Zuschauer applaudierten noch, als Weingärtner sich auf der Bank erst einmal unter ihr Handtuch verkroch und den Kopf schüttelte. „Ich kann es gar nicht glauben, das ist ein tolles Gefühl“, sagte die aktuelle Nummer 94 der Weltrangliste. Nur gut eine Stunde Spielzeit hatte sie gegen die favorisierte Gegnerin benötigt. „Dass es so klappt, hätte ich nicht gedacht“, sagte Weingärtner. Nun steht sie im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers – wie zuletzt im vergangenen Jahr bei den Australian Open.

Am Sonntag wartet mit Maria Scharapowa wieder eine Russin auf die Deutsche. Auch das wird keine leichte Aufgabe, aber in guter Verfassung hat Weingärtner auch gegen die an Nummer 18 gesetzte Spielerin Chancen. Die richtig hochkarätigen Gegner wie die Williams-Schwestern warten erst in den nächsten Runden. Dabei hatten auch sie Probleme. Serena Williams kämpfte sich mit viel Mühe in drei Sätzen 4:6, 6:2 und 6:4 gegen die Moskauerin Maria Kirilenko in die nächste Runde. Und Titelverteidigerin Justine Henin-Hardenne ist schon ausgeschieden.

Dass Weingärtner kämpfen kann, hat sie in Paris bereits in der zweiten Runde bewiesen. Da besiegte sie die Italienerin Maria Elena Camerin in drei Sätzen 4:6, 6:4 und 6:4. Nach dem zweiten Satz nahm sie eine Auszeit und spurtete auf die Toilette. „Ich musste mich übergeben, aber danach lief es besser“, berichtete die gebürtige Heidelbergerin, die inzwischen in Florida lebt. In ihrer Karriere hat sie sich immer wieder herangekämpft. Nach ihrem Erfolg bei den Australian Open musste sie viele Verletzungen verkraften. In diesem Jahr pausierte sie mehrere Wochen lang nach einem Ermüdungsbruch und einer Bauchmuskelzerrung. Seit April ist Weingärtner erst wieder bei Turnieren dabei.

Vom Verletzungspech war in Paris eine zweite deutsche Nachwuchsspielerin geplagt. Anna-Lena Grönefeld musste ihre Zweitrunden-Partie gegen die Russin Jelena Bowina aufgeben, weil sie bei einem Spagat umgeknickt war. Auf Marlene Weingärtner ruhen nun die Hoffnungen der deutschen Tennisfans.

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