zum Hauptinhalt
Der Sieg in Sotschi ist Pflicht. 2010 in Vancouver reichte es für Sawtschenko und Szolkowy für Bronze, das war ihnen zu wenig.

© dpa

Die letzte Kür: Für Sawtschenko/Szolkowy zählt nur Gold

Das erfolgreichste deutsche Eiskunstlaufpaar der vergangenen Jahre hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nur olympisches Gold fehlt ihnen noch. Diesem Ziel ordnen sie alles unter.

Von Katrin Schulze

Wie halten sie das aus? Zu wissen, dass es nur noch diesen einen Versuch gibt. Dass genau dann klappen muss, woran sie nun seit mehr als zehn Jahren Tag für Tag schuften. Wenn Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy in einem Jahr über die Eisfläche in Sotschi laufen, geht es um Gold – nur um Gold. Denn so haben sie es ja selbst immer angekündigt. Streng genommen reduzieren sich die Olympischen Spiele 2014 für das deutsche Eiskunstlaufpaar auf zwei Alternativen: Dem größten denkbaren Triumph oder dem (erneuten) großen Scheitern. Damit muss man erst einmal klarkommen.

Das Heikle daran ist, dass die Beiden an den eigenen Ansprüchen und an dem, was daraus gemacht wurde, schon einmal beinahe zerbrochen wären. Damals bei den Olympischen Spielen von Vancouver. Als sie, vor allem aber ihr Trainer Ingo Steuer stocksauer darüber waren, dass es nur eine Bronze- statt der fest anvisierten Goldmedaille geworden ist. „Vielleicht war das alles zu viel. Der Druck in den vergangenen Jahren war schon sehr hoch“, sagte Szolkowy danach. Er haderte lange damit, und niemand wusste, wie und ob es überhaupt würde weitergehen können mit seiner Partnerin. Als eine Art „luftleeren Raum“ beschrieben sie ihre nacholympische Zeit, bis sie sich endgültig dazu aufrafften, es noch vier weitere Jahre miteinander und mit Ingo Steuer zu versuchen.

Ein Jahr vor Olympia scheint sich der Druck noch einmal potenziert zu haben. Weil sie wissen, dass es nach zwei mehr oder weniger verpatzten Anläufen ihr letzter olympischer Auftritt sein wird. Die letzte große Kür der Karriere. Und die Möglichkeit, etwas Riesiges zu vollbringen. 61 Jahre ist es her, dass die Deutschen in Person von Ria Baran und Paul Falk zuletzt olympisches Gold im Paarlaufen gewannen. Was ist dagegen schon eine Europameisterschaft?

Den zweiten Platz, den Sawtschenko und Szolkowy vor kurzem bei eben jenem Turnier einfuhren, bewertet der 33 Jahre alte Szolkowy lediglich „als Zwischenschritt Richtung Sotschi“. Auch ihre Niederlage von Vancouver können die Beiden mittlerweile durchaus als Etappenerfolg und Motivation begreifen. Und der allgemeinen Erwartungshaltung begegnen sie vor allem mit Wucht. Das zeigt allein ihre Musikauswahl zur diesjährigen Kür: der Bolero.

Seit Jayne Torvill und Christopher Dean ihn 1984 in Perfektion auf dem Eis tanzten, gilt er als unangreifbar. Wer sich dennoch an ihm versucht, muss schon Größenwahn oder besonders viel Chuzpe mit aufs Eis bringen. Die Bolero-Version von Sawtschenko und Szolkowy allerdings ist bei den meisten gut angekommen. Und wenn Szolkowy sagt, „wir haben noch genug Pulver im Koffer“, darf das als Ansage an die Paarlauf-Konkurrenz verstanden werden.

Die kommt vor allem aus Russland – und hat das deutsche Paar zuletzt bei der EM besiegt. Nicht die schlechteste Voraussetzung, glaubt Ingo Steuer. „Dass wir nicht mehr die ganz großen Favoriten sind, ist vielleicht gar nicht so schlecht“, sagt der Trainer von Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy. „Jetzt können wir eigentlich nur gewinnen.“ Eine Chance haben sie noch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false