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Sport: Die Liga kämpft um Betandwin

DFL will Sponsor gegen Willen der Politik halten

Bremen - Es ist nur noch ein paar Tage hin, dann startet der deutsche Profifußball mit seinem Vorspiel. Ligapokal heißt der Wettbewerb, den eigentlich bis heute niemand so richtig ernst nimmt. Die Deutsche Fußball-Liga tut einiges, um die Ligapokal-Spiele, an denen vom 29. Juli bis 5. August die Vereine Hamburger SV, Hertha BSC, Schalke 04, Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Bayern München teilnehmen, aufzuwerten. Premiere ist Namenssponsor und überträgt live, Betandwin neuerdings der Hauptsponsor. Was eigentlich dem finanziellen Zugewinn dienlich sein sollte, wird nun zur gefährlichen Falle. Denn auf den Namen Betandwin reagieren Innenministerien, Bezirksregierungen und Stadtämter gereizt. Nach Bayern, Bremen und Baden-Württemberg will nun Niedersachsen Untersagungsverfügungen zustellen. Die Behörden wollen das Engagement der österreichischen Firma nicht länger dulden. Betandwin wird – auf Grundlage eines Urteils des Bundesverfassungsgerichtes, das Werbung für Glücksspiel untersagt – trotz einer Lizenz aus DDR-Zeiten von den Behörden als illegaler Anbieter angesehen. Werder Bremen und der Zweitligist 1860 München wurden bereits aufgefordert, den Sponsor von den Trikots zu entfernen. Auch die Verträge mit dem SC Freiburg, dem VfL Wolfsburg und dem VfB Stuttgart stehen auf dem Prüfstand.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ist an der Entwicklung nicht unschuldig. Sie hat die Profiklubs vor nicht allzu langer Zeit wissen lassen, dass einer Zusammenarbeit „mit Anbietern, die eine Gewerbeerlaubnis aus der ehemaligen DDR besitzen, nichts im Wege steht“. Und Betandwin vermarktet im Auftrag der DFL sogar die Fernsehrechte der Bundesliga im Ausland. „Höchst unerfreulich“ sei die Entwicklung, heißt es bei der DFL.

Manche Behörde ist der Ansicht, dass die Bundesliga sehenden Auges ein Risiko eingegangen ist. „Betandwin besitzt keine gültige Lizenz – das war lange bekannt“, sagt Markus Beyer, Sprecher der Bremer Innenbehörde. Manfred Müller, Werders Marketingdirektor, sieht die Angelegenheit anders. „Der Staat redet bei den Wetten von Suchtprävention, lässt aber in Bremen das Spielcasino ausbauen und Spielautomaten aufstellen. Das passt nicht.“ Was soll er auch anderes sagen? 18 Millionen Euro will Werder die nächsten drei Jahren von den Österreichern kassieren. Insgesamt steckt Betandwin 30 Millionen Euro pro Jahr in das Sportsponsoring, das sich für Wettanbieter zu lohnen scheint. 3,6 Milliarden Euro setzten die privaten Anbieter zuletzt in Deutschland um und drängten den staatlichen Anbieter Oddset damit weiter zurück.

Die Liga und ihre Klubs kämpfen um den zahlungswilligen Partner. Der DFB hat eine Wettkommission eingerichtet. Ein erster Beschluss scheint gefasst: Zumindest beim Ligapokal wird Betandwin als Sponsor undercover auftreten. Zum Doppelspieltag am Samstag in einer Woche in Düsseldorf und zu den Halbfinals in Bremen (1. August) und München (2. August) sollen alle Werbemaßnahmen ruhen. Es werden weder Banden aufgestellt noch Plakate beklebt, möglicherweise werden nicht mal mehr Werbespots gezeigt.

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