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Sport: Die Löwen und das Wir-Gefühl

In der Hauptstadt Yaoundé waren die Hupkonzerte nach dem kläglichen 1:0-Sieg über Saudi-Arabien ausgeblieben – ganz untypisch für Afrika. Die Kameruner sind sich der bisher mittelmäßigen Leistung ihrer Nationalmannschaft „Indomitable Lions“ (Unbezwingbare Löwen) durchaus bewusst.

In der Hauptstadt Yaoundé waren die Hupkonzerte nach dem kläglichen 1:0-Sieg über Saudi-Arabien ausgeblieben – ganz untypisch für Afrika. Die Kameruner sind sich der bisher mittelmäßigen Leistung ihrer Nationalmannschaft „Indomitable Lions“ (Unbezwingbare Löwen) durchaus bewusst. Kamerun war Sieger bei der Afrikameisterschaft in Mali – und jetzt so ein müder Start. „Wir müssen die Ehre retten, wir müssen das Image unseres Landes verteidigen, ja, das eines ganzen Kontinents“, schreibt die Zeitung „Aurore plus" vor dem Duell mit Deutschland. Schließlich habe auch Serena Williams beim Pariser Turnier ein Trikot Kameruns getragen.

Auf der Habenseite können die Kameruner verbuchen, dass ihnen heute vermutlich ein ganzer Kontinent die Daumen drücken wird. Geschürt von der Presse, hat sich ein Wir-Gefühl der Afrikaner entwickelt. „Die Leute kommen nur zum Fußballgucken, wenn eine afrikanische Mannschaft spielt, und sie jubeln mit den Afrikanern“, berichtet Kneipenwirt Gerald Omondi aus Kenias Hauptstadt Nairobi – umgerechnet 70 Cents Eintritt verlangt er für seine Kneipe während der Spiele. Kenia ist kein WM-Teilnehmer, dennoch ist verhaltenes Fußballfieber ausgebrochen.

Aber die Armut bremst die Begeisterung. Ein Fernseher ist Luxus für Kenianer, und vor der WM wurden in Mombasa vom nagelneuen Aluminumgeländer einer Brücke die Stangen herausgesägt, um daraus TV-Antennen zu basteln. Immerhin, bei wichtigen Spielen scharen sich in Nairobi Menschenmengen um die Schaufenster der TV-Geschäfte oder um die Fernseher in den Wartehallen an den Busbahnhöfen.

Kenias Presse heizt die panafrikanischen Gefühle an. Aber es gibt auch Kenianer, die mit dem britischen, italienischen oder deutschen Team mitfiebern. In Kenia sorgt die Sendung „Best of Bundesliga“ für treue Anhänger deutschen Fußballs. Christoph Link

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