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Sport: Die Millionäre von Kasan

Viele Eishockey-Profis überbrücken die NHL-Pause in Russland – weil dort viel Geld gezahlt wird

Berlin - Kasan ist die Hauptstadt der russischen Republik Tatarstan. Vor wenigen Jahren noch spielte die Millionenstadt an der Wolga in Russland eine Nebenrolle. Inzwischen ist sie wichtiger Industriestandort und es ist die Stadt, in der ein Klub mehr Geld für Sport ausgibt, als jeder andere im Lande: Der Eishockey-Verein AK Bars Kasan hat einen Saisonetat von 65 Millionen Dollar. Das ist eine Summe, die in der Fußball-Bundesliga nur Bayern München dieses Jahr zur Verfügung hat.

Kein Klub hat von der Spielpause in der NHL so profitiert wie Bars Kasan. Elf Spieler aus der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga spielen in Kasan. Darunter sind sogar drei Kanadier. „Normalerweise haben Nordamerikaner Berührungsängste, wenn es um ein Engagement in der russischen Liga geht“, sagt der einstige kanadische NHL-Spieler Peter John Lee, heute Manager der Berliner Eisbären. „Doch wenn du als NHL-Spieler nicht auf Geld verzichten willst, dann musst du jetzt nach Russland gehen.“

Geld, das die Profis in Nordamerika nicht bekommen, weil sich dort Klub-Eigner mit der NHL-Spielergewerkschaft nicht über eine Gehaltsobergrenze für die Spieler einigen können. Am 14. Januar wird, wenn es dann nicht zu einer Einigung der Parteien kommt, die Saison wohl abgesagt. Für viele zurzeit in Europa tätige NHL-Spieler bringt das finanzielle Einbußen mit sich. Marco Sturm etwa erhält bei den San Jose Sharks pro Saison zwei Millionen Dollar. Der deutsche Nationalspieler überbrückt die NHL-Pause beim ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für 300 000 Euro pro Saison. Es geht aber auch anders – in Russland. So kehrte Tschechiens Superstar Jaromir Jagr nach ein paar Spielen für den Prager Vorstadtklub Poldi Kladno seiner Heimat den Rücken. „Die Fans werden das verstehen“, sagte er. „Vielleicht komme ich wieder.“ Es sieht nicht danach aus. Jagr spielt nun für Omsk in Russland. Monatsgehalt: eine Million Dollar. Das ist selbst für Großverdiener Jagr, der bei den New York Rangers elf Millionen Dollar pro Jahr verdient, akzeptabel.

Bleibt die Frage, woher in Russland die Millionen fürs Eishockey kommen. Fast alle Klubs werden von Großkonzernen gesponsort. Doch es soll nicht alles in legalem Rahmen ablaufen. Das aber will selbst ein dort beschäftigter deutscher Profi nicht so genau wissen. Jan Benda hat drei Jahre in Kazan gespielt. „Dort gibt es entweder reich oder arm“, sagt er. „Eine Mittelschicht gibt es nicht.“ Als er nach den Spielen das Stadion in Kazan verlassen hat, hätten draußen Kinder auf ihn gewartet. Und die wollten keine Autogramme, sondern Geld.

Trotz der Anteilnahme an der Armut im Lande – Benda spielt weiter in Russland. In Kasan verdiente der Nationalspieler „in einem Jahr so viel wie in drei Jahren in Deutschland zusammen“. Und deshalb bleibt Benda in Russland. Nun stürmt er für Cherepowets. Und in der „Superliga“ ist Benda in guter Gesellschaft: 70 NHL-Spieler, darunter neben Jagr Stars wie der Russe Ilja Kowaltschuk oder der Kanadier Vincent Lecavalier spielen dort auch. Allerdings: Geld garantiert keinen Erfolg. Die Millionäre von Kazan sind in der Tabelle zurzeit nur Vierte. Mit zwölf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Dynamo Moskau.

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