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Sport: Die neue Freiheit Warum Stajner und Simak plötzlich Hannovers Stars sind

Hannover. Inzwischen gibt es schon Trikots mit dem Aufdruck „Stajmak“ zu kaufen.

Hannover. Inzwischen gibt es schon Trikots mit dem Aufdruck „Stajmak“ zu kaufen. Dass Jiri Stajner und Jan Simak, diese beiden hoch talentierten Sorgenkinder des Profifußballs, nach zwei Spieltagen die Hauptdarsteller des gelungenen Saisonstarts von Hannover 96 sein würden, hatte niemand erwartet. Mit Ausnahme von Präsident Martin Kind vielleicht. Die Merchandising-Abteilung des Fußball-Bundesligisten hat schnell reagiert und die Jerseys auf den Markt gebracht.

Beim 3:0 in Hamburg war Stajner der überragende Spieler, eine Woche später zeigte Simak beim 3:3 gegen Bayern München seine ganze Fußballkunst. Es ist Ralf Rangnicks Verdienst, dass die beiden außerhalb des Feldes so verschiedenen Männer so gut harmonieren. Auf dem Rasen lässt der Trainer ihnen nämlich alle Freiheiten. Ohnehin kaum in ein taktisches Korsett zu zwängen, darf sich Simak so lange vorn austoben, bis er nicht mehr kann – in beiden Partien wurde er ausgewechselt. Simak hat allerdings einen Trainingsrückstand wegen einer Magen-DarmGrippe.

Während Simak von der Abwehrarbeit entbunden ist und vor allem Altin Lala ihm den Rücken freihält, zeigt Stajner eine ganz neue Seite. Vor 13 Monaten kam der 3,1 Millionen Euro teure Tscheche übergewichtig, lauffaul und wenig integrationswillig nach Niedersachsen. Erst in den letzten Spielen der vergangenen Serie zeigte er seine Klasse. Die beweist er nun aufs Neue.

Stajner, schon zum teuren Fehleinkauf gestempelt, und Simak, der Hannover im Mai 2002 mit den Worten in Richtung Leverkusen verließ, die Stadt sei hässlich und öde, bei Bayer vom Ex-Trainer Toppmöller als „Pflegefall“ bezeichnet wurde und sich nie durchsetzte, diese beiden schwierigen Typen also stehen für das Hoch von Hannover. Ist es nur eine Momentaufnahme? Vereinspräsident Martin Kind vertraut vor allem Simak. Er liebe ihn, diesen „begnadeten Fußballer“. Wohl auch deshalb, weil Simak Hannover 96 mit all seinen Eskapaden auf dem Boulevard im Gespräch hält. Denn die Typen fehlen dem Klub seit dem Weggang von Fredi Bobic zur Hertha.

Nun möchte der Präsident nach der heutigen Partie, in der Simak auf seinen Ex-Verein Leverkusen trifft, bei Bayers Geschäftsführer Reiner Calmund vorsprechen, aus dem Leihgeschäft Simak den Transfer Simak machen und ihn über das Jahr 2004 hinaus in Hannover halten. Doch die „Probleme mit der Freizeitgestaltung“, die Rangnick bei dem 24 Jahre alten Tschechen ausgemacht hat, die wird wohl niemand lösen können, auch kein noch so guter Vertrag.

Sein Landsmann Stajner scheint da verlässlicher zu sein. Ein Jahr lang hatte er sich verschlossen. Er sprach mit niemandem, er konnte kaum Deutsch, er war nicht fit. Seine Laufbahn drohte zwischen Diskotheken und Fahrten in seine Heimatstadt Liberec zu versanden. Rangnick hielt dennoch an ihm fest. Und Stajner zeigte plötzlich sein wahres Gesicht. Er kann dribbeln und fintieren wie kaum ein anderer in der Liga. Er stellt sich auch in den Dienst der Mannschaft. Und er ist „ein lustiger Kauz“, wie Rangnick festgestellt hat.

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