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Sport: Die Party fällt aus

Christian Träsch verkörpert Stuttgarts Erfolg über Bremen und bleibt solide

Es kommt selten vor, dass ein Fußball-Manager seine Profimannschaft mitten in der Saison zum nicht ganz professionellen Verhalten auffordert. Doch die Stuttgarter Spieler könnten jetzt mal feiern und die Sau rauslassen. „Das haben sie sich verdient“, sagte Horst Heldt, der Sportdirektor des VfB Stuttgart, am Samstagabend. Sie könnten direkt nach dem Training Party feiern, die Profis, das wäre gar kein Problem. Denn direkt neben dem Stuttgarter Stadion findet das Cannstatter Volksfest Wasen statt.

Nach dem 4:1 (2:0) gegen Werder Bremen ist die Stimmung in Stuttgart wieder gut. Und das größte Lob erhielt ein 21-jähriger Bundesliga-Neuling. Christian Träsch gehört normalerweise zur zweiten VfB-Mannschaft und spielt Dritte Liga. Doch personelle Sorgen zwangen Trainer Armin Veh, den Verteidiger in der Bundesliga einzusetzen. Eine gute Wahl: Der einst bei 1860 München geförderte Träsch zeigte in seinem zweiten Bundesliga-Einsatz eine starke Leistung. Nachdem Sami Khedira nach einem schönen Pass von Cacau das 1:0 gelungen war, sorgte Träsch für den Höhepunkt der Partie: Sein Volleyschuss zum 2:0 war wunderschön. Und auch am 3:0 war Träsch beteiligt. Nach einem weiten Abwurf von Torwart Jens Lehmann leitete Träsch das 3:0 durch Roberto Hilbert ein.

„Der Christian hat Herz und ist mutig und leidenschaftlich“, sagte Veh über Träsch. Der Christian trat nach seinem Spiel auf, als wäre da eigentlich gar nichts passiert. „Es geht um einiges schneller als in der Dritten Liga. Man passt sich aber schnell an“, sagte Träsch. „Und dann habe ich alles so gemacht wie sonst.“ Aha, wie sonst auch. Interessant. Sonst schießt Träsch also auch solche Tore. Dumm nur, das sich niemand an eine ähnliche Aktion von ihm erinnern konnte. Träsch: „Ich habe kurz überlegt, ob ich abspielen oder draufhauen soll. Dann habe ich einfach draufgehauen.“

Veh war von diesem Treffer wohl so beeindruckt, dass er eine gewagte Parallele herstellte: „Wir sind schon mal Meister geworden mit so vielen Jungen.“ Der VfB gleich ein Titelfavorit, nur weil ein Talent mal spektakulär getroffen hat? Ein bisschen viel Euphorie. Der Treffer war bestimmt sehr schön, aber damit lässt sich nicht der Zustand einer Mannschaft hochrechnen. Denn die Stuttgarter haben gegen ein Team gewonnen, das überheblich gewirkt hatte und zu wenig aggressiv war. Was aber Träsch betrifft, so wird der zu einer Alternative für andere Profis, wenn er so weiter spielt.

Der Verteidiger jedenfalls hält nicht viel von Partys nach so einer Leistung. „Ich mache mir es lieber daheim gemütlich. Ich will mich weiter anbieten und die nächsten Tage beim Training richtig Gas geben“, verkündete er. Richtig feiern kann er ja dann, wenn er mit dem VfB Meister geworden ist. Kann aber noch ein bisschen dauern.

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