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Sport: Die Party muss weitergehen

Die Football-Liga NFL Europe will trotz Stagnation mit viel Geld um mehr Zuspruch kämpfen

Mike hat einen viel zu großen Cowboyhut auf und hält einen Plastikbecher, gefüllt mit Bier, in der linken Hand. Er trägt ein Trikot von Berlin Thunder, er ist ein großer Fan der Footballmannschaft. Es ist Samstagabend. Mike lächelt zufrieden. Ob er denn nicht traurig sei, dass seine Mannschaft gerade das Finale der NFL-Europe, den World Bowl, mit 21:27 gegen die Amsterdam Admirals verloren hat? „Ein Sieg wäre zwar noch schöner gewesen, aber auch so war es dank der großen Show hier ein tolles Erlebnis.“

Eine große Show, ein Erlebnis. Das war der 13. World Bowl in und vor der Düsseldorfer LTU Arena. Um 14 Uhr, drei Stunden vor Spielbeginn, begann die Fete auf dem Gelände vor dem Stadion. Mit einer großen Bühne, auf der Cheerleader tanzten, mit einer Gokart-Bahn, mit unzähligen Bierständen und krachender Pop-Musik. Schnell war das Gelände überfüllt mit Menschen. Football als Event – das kommt gut an in Düsseldorf.

Vor allem deshalb kommt Rhein Fire Düsseldorf ohne finanzielle Unterstützung der nordamerikanischen Mutterliga NFL durch die Saison. Neben Düsseldorf schafft das nur Frankfurt Galaxy, behaupten Insider. In den vier anderen Städten Berlin, Amsterdam, Köln und Hamburg wird das amerikanische Verständnis von Sport nicht so gut angenommen. Die Teams benötigen Zuschüsse in Millionenhöhe. Dabei übernimmt die NFL die Gehälter der Spieler ohnehin schon. Wirtschaftlich ist die NFL Europe ein Desaster. Die nähere Zukunft der Liga scheint trotzdem nicht gefährdet. „Wir machen definitiv weiter“, sagt Jim Connelly, Präsident der NFL Europe. Die langsam, aber stetig wachsenden Zuschauerzahlen würden ihn optimistisch stimmen.

Das Team mit dem niedrigsten Zuschauerschnitt, die Amsterdam Admirals (12 877 kamen in dieser Saison pro Heimspiel), konnte mit dem erstmaligen Gewinn des World Bowl in diesem Jahr einiges zur Selbsterhaltung beitragen. „Die Niederlage war sehr bitter für uns, aber für Amsterdam und damit für die Liga ist es natürlich gut“, sagt Thunders Manager Michael Lang. Ein hochrangiger Funktionär, der nicht genannt werden will, sagt allerdings: „Die Admirals müssen auch im nächsten Jahr den World Bowl gewinnen. Ansonsten gibt es für sie keine Chance zu überleben.“

Die Amsterdam Admirals sind in einer ähnlich kritischen Situation wie Berlin Thunder nach dem ersten Finalsieg 2001. Sportlich erfolgreich, in der Stadt und bei den Zuschauern jedoch nicht ausreichend anerkannt. Thunder gelang im Jahr darauf die Titelverteidigung, so dass der Zuschauerschnitt weiter anstieg und bessere Sponsorenverträge ausgehandelt werden konnten. Den Admirals steht ein schweres Jahr bevor.

Würden sie ausgeschlossen, dann bestünde die NFL Europe ausschließlich aus deutschen Mannschaften. Längerfristig könnten sogar noch weitere deutsche Städte hinzukommen. „Es sind ein paar deutsche Städte an uns herangetreten“, sagt Liga-Präsident Connelly. „Speziell die Städte, in denen Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen werden, haben Interesse.“ In der nächsten Saison werde es wegen der alles Aufsehen auf sich ziehenden WM nicht zu einer Erweiterung der Liga kommen, danach sei sie aber sehr wahrscheinlich.

Warum stürzt sich die NFL in derartige Kosten? „Aus sportlicher Sicht, weil wir unsere uneingeschränkte Spitzenposition auf dem Weltmarkt nicht gefährden wollen“, sagt Roger Goodell, Geschäftsführer der NFL. Talentierte Spieler, die in Nordamerika den Sprung in ein NFL-Team noch nicht geschafft haben, würden sich während einer Saison in der NFL Europe unter Wettkampfbedingungen ausgezeichnet entwickeln können. „Und wirtschaftlich bin ich eigentlich auch optimistisch. Wir brauchen nur noch etwas Ausdauer.“

So wie die 1500 Berliner und 5000 Amsterdamer Fans, die in der Düsseldorfer Altstadt gemeinsam bis in die Morgenstunden ausgelassen feierten. Auch die Berliner Spieler hielten es an der Hotelbar eine Weile aus. Sie mussten sich voneinander verabschieden, denn bereits gestern flogen die meisten zurück in ihre Heimat nach Nordamerika. Dort werden sie in Trainingscamps um einen NFL-Vertrag kämpfen. Nur ganz wenige werden dann den Sprung schaffen. Für die meisten anderen Gastspieler in Europa wird der World Bowl schon das letzte große Spiel ihrer Karriere gewesen sein.

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