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Das tut weh. Torwart Moritz Schenkel kassiert ein Tor gegen Serbien.

© dpa

Wasserball-EM: Die Qual von Budapest für die deutsche Mannschaft

Deutsche Wasserballer stürzen durch die EM. Dem Team droht der Fall ins Bodenlose.

Am Dienstag durften sich die deutschen Wasserballer einen Tag ausruhen von der Qual einer für sie historisch verlaufenen Vorrunde bei einer Europameisterschaft. In ihrer Sechser-Gruppe hatten sie alle fünf Spiele verloren. Die ersten vier Pleiten waren dabei zu befürchten gewesen. Denn Olympiasieger Kroatien, der Weltliga-Gewinner Serbien, die wiedererstarkten Spanier und Gastgeber Ungarn waren die Kontrahenten. Das 7:8 gegen Frankreich im letzten Spiel allerdings hatte keiner der Verantwortlichen auf der Rechnung.

Damit war die Mannschaft von der Medaillenrunde in Budapest weit entfernt. Platz drei hätte das Team um den Berliner Kapitän Moritz Oeler mit fünf Spielern vom Meister Wasserfreunde Spandau erreichen müssen. Nun müssen die Deutschen drei Mal gewinnen in den Platzierungsspielen um die Ränge sieben bis zwölf, um wenigstens Siebter zu werden. Dann würden sie sich für die WM 2015 in Kasan und die nächste EM qualifizieren.

Am Mittwoch (16 Uhr) trifft die deutsche Mannschaft zunächst auf Russland, den Fünften der Parallelgruppe. Bei einem Sieg wäre dann Spanien der Gegner, den es zu schlagen gilt, um das Spiel um Platz sieben zu erreichen. In der Vorrunde verloren die Deutschen 8:11 gegen die Spanier. Doch die Rechenspiele ändern nur wenig an der negativen EM-Bilanz aus deutscher Sicht. Nebojsa Novoselac hatte das Traineramt von der deutschen Wasserball-Ikone Hagen Stamm übernommen, nachdem die Deutschen Olympia in London verpasst hatten. Der Serbe hat zwar ein ehrgeiziges Programm, um den deutschen Wasserball wieder nach vorn zu bringen, aber er reibt sich permanent an Verbandsstrukturen und der meist unzureichenden Arbeit in den Vereinen. Es ist ein hoffnungsloser Kampf, den der Bundestrainer im deutschen Wasserball führt.

Es ist eine grundlegende Strukturreform nötig, soll die Sportart in Deutschland überhaupt noch eine Rolle spielen. Seit mehr als einem Jahrzehnt haben deutsche Nachwuchsteams, so sie überhaupt qualifiziert waren, keinen Top-10-Rang bei internationalen Turnieren belegt. Der Großteil der Spieler in der Deutschen Wasserball-Liga betreibt den Sport als Hobby. Auch die Nationalspieler werden zumeist durch ihren eigentlichen Arbeitgeber durch einige wenige Freistellungen unterstützt. Dadurch kann die Leistung im Vergleich zu anderen Nationen wie Ungarn, wo die meisten Nationalspieler Profis sind, natürlich nicht verbessert werden. Aufgrund fehlender Spitzenleistungen wollen auch viele Landessportverbände die Wasserballvereine weiterhin finanziell unterstützen.

Es müssten Erfolge her, internationale am besten. Doch davon sind die Deutschen in Budapest weit entfernt. Die Franzosen sind erstmals seit 2001 wieder bei einem internationalen Turnier vertreten, aber schlugen das deutsche Team 8:7. Das Urteil von Novoselac nach der Niederlage signalisierte Hilflosigkeit. „Der Schiedsrichter hat dieses Spiel gegen uns entschieden“, sagte der Trainer. Sein Kapitän Moritz Oeler resümierte: „Wir hätten dieses Spiel mit großem Vorsprung gewinnen müssen. Am Ende haben wir die Konzentration verloren, insbesondere im Angriff. Wir sind sehr wütend.“ Die Frage, auf wen, klärte Oeler nicht mehr auf.

Team-Manager Michael Zellmer will die Aufarbeitung auf die Zeit nach der EM vertagen. Seine Devise: „Die enttäuschende Vorrunde ganz schnell abhaken und auf die anstehenden K.o.-Spiele konzentrieren, um Platz sieben zu erreichen. Das Potenzial dazu hat unser Team, wir müssen es einfach abrufen.“ Wenn nicht, dann droht dem deutschen Wasserball der Fall ins Bodenlose.

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