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Sport: „Die Regeln reichen nicht aus“

Der neue SPD-Sportsprecher Manfred Schaub über den Kampf gegen Doping und den Kommerz im Fußball

MANFRED SCHAUB (46)

ist neuer Sprecher für Sportpolitik im Vorstand der SPD. Zudem ist er in Hessen Vizechef der Partei.

Foto: dpa

Herr Schaub, treiben Sie Sport?

Ich spiele Fußball und habe eine Trainerlizenz. Als Jugendlicher gehörte ich dem Zweitliga-Kader vom KSV Baunatal an. Ich spielte im Mittelfeld, trug die Nummer 10 und hatte lange Haare. So wie Günter Netzer.

Sie sind der neue Sportsprecher der SPD. Was qualifiziert sie eigentlich dafür?

Ich habe viele Jahre Sportpolitik in Hessen gemacht. Und ich bin ein guter Koordinator.

Dann koordinieren Sie doch mal: Was muss der organisierte Sport heute leisten?

Der Sport muss die Vereine pflegen. Und er muss Bürger motivieren, sich zu bewegen. Vereine sollten in Kindergärten Bewegungsstunden anbieten. Wenn die Kinder in die Schule kommen, ist es für viele zu spät.

Und was muss der Staat leisten?

Gute Bedingungen schaffen. Die Kommunen müssen Sportstätten bauen und sanieren.

Die Kommunen haben kein Geld.

Wir reformieren gerade die Gemeindefinanzen. Und der Bau von Sportanlagen ist kein Zuschuss, sondern Stadtentwicklung.

Die Bundesregierung hat gerade das Bauprogramm für den Osten zusammengestrichen.

Ich bin gegen den alljährlichen Zank um den Goldenen Plan Ost. Die ostdeutschen Vereine sollten noch drei Jahre verlässliche Planung haben; dann sollte der Sportstättenbau überall gleich gefördert werden.

Wo kann im Sport noch gespart werden?

Gespart? Der Sport muss weiter Geld bekommen. Es ist nicht richtig, dass in vielen Konzepten für eine Steuereform jetzt die Abschaffung der Pauschale für Übungsleiter gefordert wird. Das wäre der Tod vieler Vereine.

Kleinen Vereinen geht es ans Geld. Aber was kostet die Leipziger Olympiabewerbung?

Zunächst: Ich bin optimistisch, dass wir international eine Chance haben. Natürlich brauchen wir eine präzise Kostenstruktur, das wird sicher in die Milliarden gehen. In einem Monat sollte der Finanzplan stehen. Dann müssen wir aber auch sagen, was Olympia bringt: für Leipzig und das ganze Land.

Abseits von Großereignissen zieht sich die öffentliche Hand mehr und mehr aus dem Sport zurück. Beim Kampf gegen Doping…

… ach, darauf wollen Sie hinaus. Die Sozialdemokraten haben viel getan für den Aufbau einer unabhängigen Anti-Doping-Agentur.

Mehr tut der Staat nicht gegen Doping?

Es ist unerträglich, dass derzeit in der Leichtathletik, im Radsport oder im Tennis immer mehr Leistungen manipuliert werden. Da kann die Politik nicht tatenlos zusehen.

Warum verhindern die SPD-Minister Otto Schily und Brigitte Zypries ein Anti-Doping-Gesetz, das den Betrug unter Strafe stellt?

Ein Gesetz kann Doping nicht verhindern. Dennoch meine ich, dass die bisherigen Regelungen im Arzneimittelmissbrauch nicht ausreichen. Denn Besitz und Einnahme von Dopingmitteln sind da nicht strafbar. Wir wollen deshalb noch in diesem Jahr eine Regelung für den Kampf gegen Doping finden.

Das verspricht die SPD schon seit Jahren…

Ohne den Sport geht es nicht. Im Frühjahr wird es Gespräche geben. Vor allem Wirtschaft und Publikum müssen den Druck erhöhen. Ich wünsche mir, dass die Sportler einen Vertrag gegen Doping unterschreiben.

Was für einen Vertrag?

Sportler sollten eine öffentliche Erklärung abgeben, dass sie nicht dopen, etwa in einem Vertrag mit der Gesellschaft. Auf einer Plakette könnten sie werben: Ich bin sauber.

Und wenn ein sauberer Athlet erwischt wird?

Auch scharfe Regelungen können Missbrauch nicht verhindern. Aber die gesellschaftliche Ächtung für den Sünder wäre viel größer. Und damit die Abschreckung.

Also soll der Sport doch alles allein regeln.

Dem Sport müssen Grenzen gezogen werden. Ein Beispiel: die Kommerzialisierung des Fußballs. Die Debatte um Mittagsspiele halte ich für katastrophal, weil solche Termine den Amateurfußball kaputtmachen.

Sie sind kein Freund der Bundesliga?

Doch, aber derzeit wird der Zuspruch der Fans ausgereizt. Es ist falsch, dass Vereine – übrigens nicht nur im Fußball – immer mehr durchschnittliche Spieler aus dem Ausland kaufen. Da sägt der Sport an dem Ast, auf dem er sitzt. Die Klubs müssen den Nachwuchs fördern, anstatt auf Einkaufstour durch Bulgarien und Afrika zu gehen. Die Manager sollten an die nächsten fünf Jahre denken und nicht an die nächsten fünf Monate.

Und wann spielen Sie wieder Fußball?

Am Samstag. In der Altherren-Liga. Mit der Nummer 10.

Das Gespräch führte Robert Ide.

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