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Sport: Die Rückkehr des Auserwählten

Golf-Star Tiger Woods hat seine Knieverletzung überstanden – sogar die Gegner sind froh, dass er wieder da ist

San Diego. Etwas freundlicher hätte der Empfang für den laut „Los Angeles Times“ Auserwählten der Golf-Götter schon ausfallen dürfen. Auch der genesene Hauptdarsteller wunderte sich über die triste Kulisse. „Bei allen Turnieren an der Westküste war das Wetter zuletzt perfekt“, sagte Tiger Woods. „Jetzt tauche ich auf – und dann das.“ Der Torrey Pines Golf Course in La Jolla bei San Diego war in dichten Nebel gehüllt, als der weltbeste Golfer am Donnerstag seine erste Runde bei einem Golfturnier nach zweimonatigen Verletzungspause begann.

Weit kam er nicht. Nach neun Löchern, die Woods mit eins unter Par im Mittelfeld beendete, wurde das Turnier wegen der undurchdringlichen Nebelsuppe und des heftigen Regens unterbrochen. Bernhard Langer schaffte immerhin vier Löcher mehr, leistete sich aber auch fünf Bogeys und lag nur auf dem geteilten 146. Rang. Doch Woods ließ sich den Spaß trotz des miesen Wetters nicht nehmen. „Ich fühle mich großartig“, sagte der Superstar. „Mit meinem Knie ist alles in Ordnung, und mental bin ich frisch.“

Die Krankenakte ist geschlossen. Sie beinhaltet eine arthroskopische Operation am 12. Dezember am linken Knie und die Entfernung von Teilen des Meniskus’ sowie einer Zyste. Es folgte das Rehabilitations-Training mit einer schweißtreibenden Mixtur aus Radfahren auf dem Hometrainer, Jogging und Gewichtestemmen. Woods atmete auf, als ihm die Ärzte Ende Januar das volle Bewegungsprogramm erlaubten. Jetzt kehrt der Amerikaner also endlich beim mit 4,5 Millionen Dollar dotierten Buick Invitational in Südkalifornien auf das geliebte Grün zurück.

Die Freude ist durchaus auf beiden Seiten. „Tiger ist ein enorm großer Gewinn für jedes Teilnehmerfeld“, erzählt Turnierdirektor Tom Wilson strahlend. „Es ist großartig, diesen Rummel zu haben.“ Die Zahl der akkreditierten Journalisten verdoppelte sich im Vergleich zu den letzten Jahren auf 300, alle umliegenden Hotels sind ausgebucht. Die US- Tour lebt von dem Ausnahmekönner, der sein letztes Turnier am 8. Dezember gespielt hatte. Da Woods nie zuvor in seiner Karriere eine derart lange Pause einlegte, ist die Sehnsucht der Fans verständlich.

Doch auch die Kollegen empfangen ihn mit offenen Armen. Schließlich hat sich das durchschnittliche Preisgeld seit Woods’ Debüt vor sechs Jahren mehr als verdoppelt. Das gilt auch für die Fernsehquoten, wenn Woods bei einem Turnier um den Sieg mitspielt. „Durch ihn hat die Tour viel mehr Ansehen“, sagt Chris Riley. Und daran, dass der Weltranglistenerste sofort gewohnt erfolgreich spielen wird, hat der Japaner Shigeki Maruyama keinen Zweifel: „Selbst wenn er nur auf einem Bein spielen könnte – er würde uns immer noch schlagen.“

Das will er auch. „Ich habe einiges an Boden gutzumachen“, sagte Woods im Hinblick auf seinen Rivalen Ernie Els. Der Südafrikaner gewann in diesem Jahr drei Turniere und führt die US-Geldrangliste mit 2,1 Millionen Dollar an. Zum ersten Aufeinandertreffen der beiden wird es wohl Ende Februar bei der World-Matchplay-Championship in Carlsbad kommen. Aber auch in Deutschland kann man sich bald von Woods’ einwandfreiem körperlichen Zustand überzeugen. Am 17. Mai wird er bei der Europameisterschaft in St. Leon-Rot starten. Hoffentlich ist dann mehr von ihm zu sehen als eine Silhouette im dichten Nebel.

Stefan Liwocha

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