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Sport: Die Schlacht beginnt

Ein Brite über die Wende im deutschen Fußball

Kein Konflikt zwischen Deutschland und den britischen Inseln ist so brisant wie die Begegnungen zwischen den Fußball-Teams. Dies ist ein Los der Zeit. Es gilt für die jüngeren Generationen, es gilt trotz der europäischen Integration. Und dieses schwere Los beruht auf den Fußballspielen, die bisher stattgefunden haben. Unsere Nationalmannschaften verbindet eine dramatische Vergangenheit. Die englischen Fußballfans werden das Schicksal ihrer schottischen Nachbarn in Dortmund mit großem Interesse verfolgen.

Vor vierzig Jahren betrachteten die englischen Fans die deutschen Spieler von Stil und Einstellung her als gleichwertig. Das deutsche Fußball-Stereotyp zum Engländer war Uwe Seeler. Der hatte Kraft und Herz und war bärenstark. Sir Bobby Charlton bezeichnete Seeler einst gar als „typisch englischen Mittelstürmer“. Als Seeler spielte, war der deutsche Fußball noch ein anderer. Als in der Bundesliga der Profifußball begann, trennten sich die technischen und taktischen Wege der Deutschen und Engländer.

Mit Franz Beckenbauer bei der Weltmeisterschaft 1966 in England kam die Wende. Sicherlich, Beckenbauer, Seeler und die anderen verloren das Finale 2:4. Aber der deutsche Fußball hatte sich gewandelt. Ron Greenwood, einer der größten Fußball-Vordenker Englands und später Nationaltrainer, hat es vorausgesagt und erinnerte sich Jahre später: „Jedes Mal, wenn ich mir die Aufzeichnungen der Deutschen bei der WM 1966 ansehe, denke ich mir: Sie müssen gewinnen.“

Englands 2:3-Niederlage gegen die Deutschen in der Verlängerung bei der WM 1970 war eines der traumatischsten Ereignisse in unserer Geschichte. England hat vier „Lieblingsgegner“: die Beziehung zu Schottland ist eine mittelalterliche, quasi eine stammestraditionelle. Brasilien wird bewundert, Argentinien misstraut. Und Deutschland - wird respektiert, aber sicher nicht gefürchtet.

Insgesamt gehen wir miteinander sehr nett und freundlich um. Aber wenn der Schiri das Spiel anpfeift, dann heißt es in sämtlichen britischen Boulevardblättern wieder: „Lasst die Schlacht beginnen!"

Keir Radnedge

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