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Sport: Die schönste Werbung

Cheerleader sind im Football unentbehrlich

Berlin - Lieblingsparfüm: Chanel. Schönster Moment als Cheerleader: Silvesterauftritt für die Soldaten in Mazedonien. Haustiere: Katze Mika. Drei von ungefähr 20 Fragen, die die Tänzerinnen auf der Homepage vom American-Football-Team Berlin Thunder beantworten. Ähnlich detaillierte Auskünfte erhält man nicht von den eigentlichen Protagonisten, den Spielern der Mannschaft.

Vielleicht ist es nicht von Interesse, welchen Urlaub der Quarterback als seinen schönsten empfindet. Vielleicht deutet die unausgewogene Internetpräsenz aber auch darauf hin, dass die Cheerleader innerhalb des Unternehmens Berlin Thunder eine immer größere Rolle spielen. „Die Mädchen sind für uns die Werbeträger schlechthin. Und das Cheerleading hat sich doch schon längst zu einem unabhängigen Sport entwickelt“, sagt Michael Lang, der Geschäftsführer von Berlin Thunder.

Das Dance Team von Berlin Thunder wurde im Jahr 1998 von der früheren Trainerin und Choreografin Amber Ressmer gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war die Idee eines Tanz-Teams für einen Sportverein neu in Deutschland. In den USA hingegen war Cheerleading schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Jetzt sollte es auch hier das schöne Beiwerk einer Sportart werden, die durch viele Unterbrechungen gekennzeichnet ist. Die Auftritte der Tänzerinnen fanden anfangs nur am Spielfeldrand statt. Denn es ging vor allem darum, das eigene Team anzufeuern. „Aber Cheerleading ist inzwischen auch unabhängig vom American Football immer populärer geworden“, sagt Stefanie Ader, Trainerin des Berlin Thunder Dance Teams. Die Tänzerinnen haben jetzt zahlreiche Auftritte, die mit dem Football-Team nicht in Verbindung stehen. Bei der Musikveranstaltung „The Dome“, in Fernsehwerbespots, bei Bundeswehr- und Nato-Einsätzen in Mazedonien und im Kosovo.

Während sich das Cheerleading auch als eigene Sportart dabei mehr und mehr etabliert, erfüllen die Tänzerinnen für das Unternehmen Berlin Thunder vor allem eine wichtige Werbefunktion. Denn die American-Football-Saison der NFL Europe dauert nur drei Monate. „Die Cheerleader sind aber das ganze Jahr über präsent“, sagt Ader. Auch Lang sagt: „Außerhalb der Saison sind die Cheerleader unser Standbein, was die Werbung angeht.“ Deshalb wird auch schon jetzt, ein halbes Jahr vor Saisonbeginn, für Nachwuchs gesorgt. Am heutigen Sonntag können sich Interessierte von 10 Uhr an in der Sporthalle Schöneberg für das Casting-Finale des Dance Teams am 6. November qualifizieren.

Die Tänzerinnen trainieren zweimal pro Woche mehrere Stunden, beim Training ist die Anwesenheit Pflicht. Stefanie Ader empfindet das Cheerleading zwar als eigenen Sport und nicht nur als Anhängsel zum American Football. Gleichzeitig sagt sie aber: „Wenn man kein eigenes Team zum Anfeuern hat, macht Cheerleading keinen Sinn.“ Ganz anders haben das die Tänzerinnen des American-Football-Vereins Spandau Bulldogs gesehen. Als sich das Football-Team im Jahr 2003 auflöste, tanzten die Cheerleader trotzdem weiter. Ihre Anfeuerungsrufe verhallten nicht ungehört: Nächste Saison wird bei den Bulldogs ein neues American-Football-Team antreten.

Sophie Goetze

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