zum Hauptinhalt

Sport: Die Seifenoper wird zur Krise John Terrys Affäre belastet Englands Nationalteam

John Terry braucht sich vor dem Match gegen Ägypten keine Sorgen zu machen: So weit man weiß, hat keiner der Gäste aus Nordafrika Grund, ihm den Handschlag verweigern. Die Probleme für den abgesetzten Kapitän der englischen Nationalelf werden erst ein paar Sekunden später anfangen – mit dem Anpfiff.

John Terry braucht sich vor dem Match gegen Ägypten keine Sorgen zu machen: So weit man weiß, hat keiner der Gäste aus Nordafrika Grund, ihm den Handschlag verweigern. Die Probleme für den abgesetzten Kapitän der englischen Nationalelf werden erst ein paar Sekunden später anfangen – mit dem Anpfiff. Im englischen Lager wird befürchtet, dass nicht wenige der knapp 90 000 Besucher im Wembley-Stadion den 29 Jahre alten Verteidiger auspfeifen werden.

Terrys Affäre mit der ehemaligen Lebensgefährtin seines Nationalmannschaftskollegen Wayne Bridge, 29, wurde vom Fußballvolk auf der Insel lange mit großem Vergnügen, aber wenig echter Anteilnahme verfolgt. Die Chelsea-Fans hielten ihrem Kapitän die Treue, auswärts nahm man ihn mit verhältnismäßig sanften Schmähgesängen („Same old Terry, always cheating“) auf die Schippe.

Seit Bridges Rücktritt aus der Mannschaft von Trainer Fabio Capello vor sechs Tagen ist die amüsante Seifenoper jedoch zu einer ausgewachsenen sportlichen Krise mutiert. Dem italienischen Nationalcoach fehlt wegen der Verletzung von Ashley Cole (Chelsea) ein versierter Linksverteidiger im Team. Die gegen Ägypten zum Vorspielen geladenen Kandidaten Stephen Warnock (Aston Villa, 28) und Leighton Baines (Everton, 25) kommen bisher zusammen auf ein Länderspiel; Champions-League-Erfahrung haben beide nicht. Bridge ist in Wahrheit zwar nur unwesentlich besser als seine Ersatzleute, war bei seinen Mitspielern aber sehr beliebt.

Laut Wayne Rooney bleibt John Terry „auch ohne Armbinde ein großer Anführer des Teams“, es gebe „überhaupt keine Sorgen um seine Form“. Zuletzt zeigte Terry bei Chelsea allerdings große Konzentrationsschwächen, bei den jüngsten Niederlagen gegen Everton und Manchester City unterliefen ihm spielentscheidende Fehler. Wackelt Terry nun auch im Nationalteam, wird man ihn schnell als Verräter an der englischen Sache bezichtigen; als Egoisten, der Englands höchst optimistisch eingeschätzte WM-Chancen gefährdet. „Ich hoffe, dass die Fans Terry nicht auspfeifen werden“, sagt Rooney. „Ich weiß aus Erfahrung, dass es kein angenehmes Gefühl für die ganze Mannschaft ist. Im Vorfeld einer WM braucht man die Fans und ihre ganze Unterstützung.“ Zumindest der 24-Jährige darf sich der Zuschauersympathien sicher sein; der Mittelstürmer befindet sich zur Zeit in der Form seines Lebens. Zwölf Tore hat er in den vergangenen neun Spielen für Manchester United erzielt, darunter den Siegtreffer im Ligapokal-Finale gegen Aston Villa am Sonntag, ebenfalls im Wembley.

Am Ende der heutigen 90 Minuten könnte einer von zwei Spielern stellvertretend für die Gesamtlage stehen. Wayne Rooney, der gefürchtete Ausnahmekönner. Oder John Terry, der befürchten muss, es unzähligen Vorgängern nachzumachen, die wegen Disziplinlosigkeit und Selbstüberschätzung in Englands Nationalelf scheiterten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false