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Sport: Die späte Kraft der dünnen Ärmchen

Pascal Hens kämpft bei der Handball-EM um einen Platz bei Olympia

Ljubljana. Nein, bloß kein Gel. Holländisches Wachs muss es sein. „Dann hält das Haar am besten“, sagt Pascal Hens. Und gefärbt muss es auch sein. Damit die Irokesen-Frisur auch richtig auffällt.

Als ob Pascal Hens nicht schon genug auffiele. 203 Zentimeter misst er, und ist dabei doch ein Schlaks. Besonders die Arme, die fallen auf. „Pommes“ nannten ihn seine Mitspieler früher, weil die langen, dünnen Ärmchen irgendwie an Pommes Frites erinnerten. „Den Spitznamen wurde ich nie mehr los“, sagt Hens. Es klingt ein wenig bedauernd, denn er hat im Kraftraum viel gearbeitet, um Muskelmasse zu gewinnen, und viel gegessen hat er, sogar Pommes Frites, obwohl er die eigentlich nicht mag. So ganz erfolglos waren seine Bemühungen nicht. Bei der Handball-Europameisterschaft in Slowenien bringt er immerhin 94 Kilo auf die Waage, neun mehr als noch vor einem Jahr.

Immerhin, es läuft nicht schlecht für den 23-Jährigen. Zu Beginn war er nur Statist, durfte 14 Minuten gegen Serbien-Montenegro ran und ganze fünf gegen Polen, in beiden Spielen gelang ihm gerade ein Tor. Das ist zu wenig für einen, der nach der letzten Weltmeisterschaft in Portugal noch als eines der größten deutschen Talente bezeichnet und angeblich von 25 Vereinen, auch aus dem Ausland, umworben wurde. Doch beim letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich durfte er schon 20 Minuten spielen – und warf aus dem linken Rückraum schon sechs Tore.

„Ich habe ja immer gesagt, dass der Pascal mal ein ganz Großer wird“, sagte Bob Hanning. Der ist der Vereinstrainer von Hens beim HSV Hamburg, bei der EM arbeitet er als Fernseh-Kokommentator für das DSF. Ob ihn das belaste oder gar anstachele, wurde Hens gefragt. „Weder noch. Ich sehe ihn ja kaum.“ Hanning hatte sich im vergangenen Sommer für die Verpflichtung von Pascal Hens stark gemacht. Und doch wäre der Transfer wohl gescheitert, wenn Hens ihn nicht selbst finanziert hätte. Als sich sein Verein SG Wallau-Massenheim und der HSV im Sommer nicht über die Transfersumme einigen konnten, kaufte sich der Spieler mit 35 000 Euro aus seinem noch bis 2004 laufenden Vertrag selbst frei. Seine Begründung: „Mein Ziel sind die Olympischen Spiele in Athen. Das hätte ich in Wallau bestimmt nicht geschafft.“ Da er in Hamburg viel mehr verdient als in Wallau, dürfte ihm die Zuzahlung nicht schwer gefallen sein.

Und in Wallau wäre er wahrscheinlich auch zweiter Mann hinter Jan-Olaf Immel geblieben. Der ist hier in Slowenien auch dabei. „Es gibt keine Probleme zwischen uns“, sagt Hens. Sein Plan scheint aufzugehen, Bundestrainer Heiner Brand plant jedenfalls fest mit ihm: „Pascal verfügt über ein sehr gutes technisches Repertoire. Allerdings muss er noch stabiler werden.“ Das war vor dem Spiel gegen Frankreich. Inzwischen ist Pascal Hens bei der EM noch mehr ins Rampenlicht gerückt. Was nicht nur an der Irokesen-Frisur liegt.

Klaus Rocca

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