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Sport: Die Stillen

In 18 Tagen durch die Liga (6) – wie die Bundesliga-Klubs aufgestellt sind. Heute: Hansa Rostock

Die neue Saison der Fußball-Bundesliga beginnt am 1. August. Bis zum Start beantworten wir die wichtigsten Fragen zu den 18 Vereinen.

Wer hat das Sagen? Der Vorstand – angefangen bei Manfred Wimmer, Rainer Jarohs, Herbert Maronn bis hin zum Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Klinkmann – haben Hansa straff durchorganisiert. Als Kollektiv. Die Seriosität macht sich bezahlt. Der FC Hansa hat die Lizenz (Etat: 24,5 Millionen Euro) ohne Probleme bekommen. Gehälter werden pünktlich gezahlt. Und von Ärger in den Chefetagen ist selten etwas zu hören.

Was ist das Besondere? Im vergangenen Jahr hatte Hansa sechs Schweden im Team – und öffnete so den Markt nach Skandinavien. Die Afrika-Connection wird dabei übersehen: In Rostock haben sich die Nigerianer Jonathan Akpoborie und Victor Agali zu Bundesligastars entwickelt. In der vorigen Saison hat sich Godfried Aduobe (Ghana) im defensiven Mittelfeld für bessere Klubs empfohlen. Und jetzt hat Trainer Armin Veh mit Gabriel Melkam (Nigeria) und Razudara Tjikuzu (Namibia) zwei weitere Afrikaner an die Ostsee gelockt.

Was hat sich verbessert? Im Vergleich zur Vorsaison hat der Klub zwar 1,5 Millionen eingespart, die Mannschaft aber verbessert, „vor allem in der Offensive“ , sagt Trainer Armin Veh. Und jetzt denken sie sogar intern an einen UI-Cup-Platz. Arg in Abstiegsbedrängnis jedenfalls dürfte Hansa Rostock nicht geraten – da gibt es fußballerisch weitaus schwächere Mannschaften.

Wie sicher ist der Trainer? Weniger sicher als in der vergangenen Saison. Als Veh vor eineinhalb Jahren nach Rostock kam, versprach er den Fans schönen Fußball. Dies muss nun kontinuierlich passieren, sonst rufen die Fans wirklich bald: „Veh raus!“. Dem „Kicker“ hat Rostocks Trainer gesagt: „Jede Saison ist erfolgreich, wenn wir drin bleiben.“ Aber Hansas Vorstandschef Wimmer stellt klar: „Ich will in der neuen Saison nicht wieder so lange zittern.“ Für Rostocker Verhältnisse ist das fast schon eine Drohung.

Wie passen die Neuen? Den Verlust von Abwehrchef Andreas Jakobssen – er wechselt zu Bröndby Kopenhagen – sollen die Afrikaner Melkam (23, Karlsruher SC) und Tjikuzu (23, Werder Bremen) kompensieren. Vom Körperbau ist zumindest Tjikuzu nicht gerade Furcht einflößend. Der namibische Nationalspieler bringt nur 68 Kilo auf die Waage. Im Angriff ist Martin Max (1860 München) gesetzt. Er soll Rade Prica unterstützen, der in der vergangenen Saison zwar sehr viel rannte, aber im Endeffekt enttäuschte. Der Däne Thomas Schultz (25, Farum BK) soll auf der linken Außenbahn ackern, der Österreicher Gernot Plassnegger (25, Waldhof Mannheim) hat seine Qualitäten im offensiven und läuferischen Bereich. Alle Neuen können gepflegt Fußball spielen.

Wie wird gespielt? Die Viererkette funktioniert, das Spiel nach vorn nicht. Sogar der FC Energie Cottbus hat in der vergangenen Saison mehr Torchancen herausgespielt als Hansa. Mit den beiden Außenverteidigern Melkam und Tjikuzu soll jetzt das Aufbauspiel verstärkt werden. Und Veh hofft, dass sein Team endlich „meinen Fußball“ spielt.

Wer sind die Stars ? Seit 1995 spielt der FC Hansa nun schon in der Bundesliga – und erstmals hat der Klub jetzt so etwas wie einen deutschen Star verpflichtet: Martin Max, 34. Er war Torschützenkönig in der Saison 1999/00 und 2001/02. Max sagt: „Ich habe mich aus dem Bauch heraus entschieden.“ Ein Angebot aus Katar hat er abgelehnt. In Rostock soll er eine Führungsrolle übernehmen. Max passt auch deshalb nach Rostock, weil er zwar immer wieder ins Tor trifft, aber nicht für den Boulevard taugt.

Was gibt das Stadion her? Das Rostocker Ostseestadion macht Spaß. In keinem anderen Stadion der Liga gibt es drei Fanblöcke. Das bedeutet für die Spieler quasi Dolby-Surround – Rundumbeschallung. Und in der vierten Ecke des Stadions stehen die Gästefans. Einziges Manko: Im Winter fegt der bitterkalte Wind unter dem Dach entlang.

Wie sind die Fans? In Rostock haben sie sich etwas Nettes einfallen lassen. Kurz vor Anpfiff verliest der Stadionsprecher die Vornamen der Hansa-Spieler, die Fans rufen dann den Nachnamen. Normal, klar. Aber die Fans rufen den Namen dreimal und werden dabei immer etwas leiser. Das schallt sehr schön. Nur von den Fans aus Schweden, die sich zu den Heimspielen auf den Weg machen, ist im Stadion wenig zu hören. Vielleicht liegt’s an den günstigen Alkoholpreisen auf der Fähre nach Rostock.

André Görke

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