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Sport: Die Talentierten

In 18 Tagen durch die Liga (13) – die Serie zum Saisonstart im Fußball / Heute: SV Werder Bremen

Die neue Saison der Fußball-Bundesliga beginnt am 9. August. Anhand von zehn Fragen stellen wir bis dahin alle 18 Vereine vor.

Wer hat das Sagen? Obwohl sich Werders Führung vor zwei Jahren neu strukturierte, hat sich an den Machtverhältnissen nicht viel geändert. Einen Alleinherrscher gibt es nicht, die Entscheidungen des Vorstands werden von vier annähernd gleichberechtigten Mitgliedern getroffen: von Jürgen Born, dem Vorsitzenden, Manfred Müller, der fürs Marketing verantwortlich ist, Sportdirektor Klaus Allofs und Klaus-Dieter Fischer, offiziell zuständig für den Amateurbereich, aber von jeher der Macher im Hintergrund. Der frühere Werder-Manager Willi Lemke, heute Bremens Bildungssenator, sitzt in Werders Aufsichtsrat, ebenso der ehemalige Vereinspräsident Franz Böhmert.

Was ist das Besondere? Im Vergleich zu anderen Spitzenklubs haben Werders Verantwortliche auf teure Einkäufe verzichtet, obwohl mit Torsten Frings, Marco Bode und Frank Rost drei Leistungsträger den Verein verlassen haben. Es bleibt abzuwarten, ob auch nach diesen Verlusten die Politik, mit kleinem Aufwand Großes erreichen zu wollen, funktioniert. Bei Werder setzt man auf das angeblich besondere Vereinsklima, in dem sich die vielen jungen Spieler entwickeln sollen. Aber nicht nur das gezielte Hochpäppeln von Talenten hat Methode, auch veranlagte Spieler, die bei anderen Trainern nicht zum Zuge kamen, sollen sich unter Trainer Thomas Schaaf auf ihre Stärken besinnen. Dessen Vorgänger Felix Magath hatte Frings und Ailton fast abgeschrieben, unter Schaaf wurden sie ebenso Stammspieler wie der in Stuttgart ausgemusterte Krisztian Lisztes. Ähnliches soll nun mit dem aus Köln gekommenen Marco Reich gelingen.

Was hat sich verbessert? Anders als in der Vorsaison sieht Trainer Schaaf seinen Kader diesmal insgesamt nicht verstärkt. Kein Wunder, die Lücken, die Frings, Bode und Rost hinterlassen haben, dürften von den Neuen auf Anhieb schwerlich ausfüllen sein.

Wie sicher ist der Trainer? Der von Werders Offiziellen lange Zeit genährte Mythos, Trainern mehr Zeit zu geben als anderswo, erwies sich nach der 14-jährigen Rehhagel-Ära rasch als unhaltbar. Die Trainer de Mos, Dörner, Sidka und Magath wurden vorzeitig entlassen. Natürlich zählt auch in Bremen nur eines: Erfolg. Dieser kam erst mit Thomas Schaaf zurück, obwohl ausgerechnet ihm das kaum einer zugetraut hatte. Doch vor seiner vierten Saison als Cheftrainer ist Schaafs Postion gefestigt. In der Saison 98/99 rettete Schaaf Werder vor dem Abstieg, gewann anschließend das DFB-Pokalfinale und schaffte zuletzt den Einzug in den Uefa-Cup.

Wie passen die Neuen? Der hoch gelobte Innenverteidiger Manuel Friedrich, von Mainz 05 gekommen, zog sich im ersten Vorbereitungsspiel einen Kreuzbandriss zu. Größer geworden ist auch die Konkurrenz im Sturm: Der griechische Nationalspieler Angelos Charisteas, für 3 Millionen Euro von Aris Saloniki gekommen, gilt als ideale Ergänzung zum Brasilianer Ailton. Dass Markus Daun, ausgeliehen von Bayer Leverkusen, eine gleichwertige Alternative ist, deuteten seine Tore in den Vorbereitungsspielen an.

Welche Taktik ist zu erwarten? Eine wichtige Personalentscheidung traf Trainer Schaaf am Freitag: Der bisherige Amateurtorwart Pascal Borel hat den Zweikampf mit Jakub Wierzchowski (vorerst) gewonnen und ist damit Nachfolger von Frank Rost. Vor dem ehrgeizigen Borel ist in der Regel eine Dreierkette zu erwarten, gebildet von Frank Baumann, Frank Verlaat, Mladen Kristajic. Ein fünfköpfiges Mittelfeld wird die beiden Sturmspitzen unterstützen.

Wer sind die Stars? Einen Star gibt es nicht, allenfalls überdurchschnittliche Bundesligaspieler, etwa Kapitän Frank Baumann. Der 26-Jährige ist einer von nur sieben Spielern, die über 100 Bundesligaspiele aufweisen. Groß ist die Zahl der jungen Spieler, die schon in dieser Saison zu festen Größen reifen könnten, neben den Neuen Daun (22) und Friedrich (23) ist dies Fabian Ernst (23), Ivica Banovic (22), Tim Borowski (22) und Ludovic Magnin (23) zuzutrauen.

Wie wird der Mangel verwaltet? Von Mangel kann kaum die Rede sein, sieht man davon ab, dass es Marketingmann Müller auch nicht gelungen ist, einen Trikotsponsor zu finden. Ansonsten schreibt Werder meistens schwarze Zahlen und setzt auf Solidität: Die etwa 15 Millionen Euro aus den Transfers von Rost und Frings wurden nicht sofort reinvestiert, die vier Neuen kosteten zusammen nur knapp 6 Millionen Euro.

Was gibt das Stadion her? Obwohl Bremen nicht als Spielort für die WM 2006 berücksichtigt wurde, soll das Spielfeld tiefer gelegt, mobile Tribünen sollen bis an den Spielfeldrand eingebaut werden. Ende dieses Jahres wird das Stadion fast 45 000 Plätze haben.

Wie sind die Fans? In der kommenden Woche wird der 20 000. Dauerkartenkäufer erwartet. Die zuletzt guten Leistungen der Werderaner lösten unter den Fans eine lange vermisste Euphorie aus, die sich auf die Mannschaft übertrug. In dieser Saison wird deswegen kein Werder-Spieler die Rückennummer 12 tragen, sondern ein überdimensionales Trikot mit der „12“ und der Aufschrift „WIR“ in der Fankurve angesiedelt sein. Auch bei den Mannschaftsaufstellungen soll der 12. Mann „WIR“ stets genannt werden. Martin Breutigam

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