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Sport: Die Tour vermasselt

Von Corinna Visser Berlin. Wer dopt, der fliegt.

Von Corinna Visser

Berlin. Wer dopt, der fliegt. So jedenfalls steht es in den Verträgen der Radsportprofis vom Team Telekom. Denn mit Doping will der Sponsor Deutsche Telekom nicht in Verbindung gebracht werden. „Aber es ist noch nicht erwiesen, dass Jan Ullrich gedopt hat“, sagt Telekom-Konzernsprecher Jürgen Kindervater. „Wir wissen noch nicht, was passiert ist.“ Wenn Ullrich, der zurzeit krank geschrieben ist, nachts über die Dörfer ziehe und über die Stränge schlage, dann sei das verwerflich, aber eben kein Doping. „Wir verstehen Doping als Mittel zur Leistungssteigerung“, sagte Kindervater. „Das soll keine Ausflucht sein, aber solange er im Krankenzustand ist, macht das einfach keinen Sinn.“

„Da ist etwas zerstört worden“

Trotzdem: Der Dopingvorwurf gegen Ullrich füge seinem Sport großen Schaden zu, sagte Kindervater. Ullrich sei ein Jahrhundert-Sportler. „Da ist etwas zerstört worden.“ Allerdings denke die Telekom im Moment noch nicht daran, das Sponsoring des Team Telekom aufzugeben. „Wir können doch nicht die ganze Mannschaft für den Fehltritt eines Einzelnen bestrafen.“ Die Telekom wolle sich weiter im Radsport engagieren. Folgenlos bleibt der Vorfall jedoch nicht. „Wir haben eine neue Situation, die wir intensiv diskutieren müssen“, sagte Kindervater. Am Ende der Diskussion könne dann auch die Entscheidung stehen, sich doch aus dem Radsport zu verabschieden.

Die Deutsche Telekom gibt im Jahr nach Angaben von Kindervater einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag für Sponsoring aus. Genaue Zahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht. Mit Beginn der neuen Saison ist die Telekom Partner von Bayern München. Nach Schätzungen gibt die Telekom dafür bis 2008 etwa 120 Millionen Euro aus. Neben dem Team Telekom, das laut Kindervater fünf Millionen Euro pro Jahr von der Telekom bekommt, sponsert das Unternehmen die Telekom Baskets Bonn. „Wir unterstützen Teamsportarten, weil der Teamgedanke zu einem Dienstleistungsunternehmen passt“, sagte Kindervater.

Umso schlimmer, wenn einer im Team aus der Rolle fällt, das schlägt dann auf das ganze Team zurück. „Der Sinn von Sponsoring ist der positive Imagetransfer“, sagt Katja Kraus, Sprecherin des Sportrechte-Vermarkters Sportfive. Bei einem Dopingfall passiert das Gegenteil. „Die ursprüngliche Intention wird durch solche Ereignisse erheblich beeinflusst.“ Doch wie hoch der Imageschaden sei, das könne man nicht so einfach in Zahlen ausdrücken. „Es gibt keine Sportart ohne Risiko“, sagt Kindervater. „Doping gibt es in allen Hochleistungssportarten.“

Geld für die Forschung

Immerhin bemüht sich die Telekom, das Risiko klein zu halten. Sie habe mit 1,2 Millionen Mark ein dreijähriges Doping-Forschungsprojekt unterstützt, das 2001 abgeschlossen wurde. „Und wir zahlen Geld an die Anti-Doping-Kommission für zusätzliche Kontrollen unserer Sportler“, sagte Kindervater. Außerdem sei die Telekom Gründungsmitglied der nationalen Dopingagentur Nada, die sie auch finanziell unterstütze.

Auch – oder gerade– in wirtschaftlich harten Zeiten will die Telekom auf Sportsponsoring nicht verzichten. „Sponsoring ist ein wichtiger Teil unseres Kommunikationsmixes“, sagte Kindervater. Es sei unerlässlich, um ein Image zu formen und eine Marke aufzubauen. Bisher ist die Telekom damit erfolgreich gefahren. Die Marktforschungsfirma INRA ermittelte im April 2002, dass die Deutsche Telekom der mit Abstand bekannteste Sportsponsor in Deutschland sei. In der deutschen Bevölkerung erreichte das Team Telekom eine Bekanntheit von 99 Prozent. Von 44 Prozent wurde es als sympathisch empfunden. Hier könnte das Team nun ein paar Punkte verlieren.

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