zum Hauptinhalt

Sport: Die Unwissenden

Alba versucht im Fall Michael Wright gelassen zu bleiben – und behauptet weiterhin, die neuen Dopingregeln nicht gekannt zu haben

Berlin - Jovo Stanojevic guckt an seinem Gesprächspartner vorbei. Er starrt ins Leere. „Wir sind ein gutes Team“, sagt der stellvertretende Mannschaftskapitän von Alba Berlin. Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Mit Michael Wright sind wir das, ohne ihn aber auch. In den vergangenen beiden Spielen haben wir das gezeigt.“

Das ist gut für Alba Berlin. Denn Jovo Stanojevic und seine Mannschaftskollegen werden möglicherweise noch eine Weile auf Wright verzichten müssen. Am gestrigen Abend wurde in der Geschäftstelle des Deutschen-Basketball-Bundes in Hagen über den positiven Dopingbefund des 25-Jährigen verhandelt. Wright war am Nachmittag mit Mannschaftsarzt Gerd-Ulrich Schmidt, Präsident Dieter Hauert, Vizepräsident Marco Baldi und Rechtsbeistand nach Hagen geflogen. Die Anhörung war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet.

Am 19. März, nach dem Bundesligaspiel gegen Ludwigsburg, war Wright positiv auf Amphetamine getestet worden. Der US-Amerikaner leidet an dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) und nimmt seit seinem 14. Lebensjahr täglich ein amphetaminhaltiges Medikament.

Dass Wright dieses Medikament eingenommen hat, bestreitet Alba nicht. Die Berliner bestreiten auch nicht, dass sie die dafür erforderliche Ausnahmegenehmigung nicht beantragt haben. Wie berichtet, liegt das Problem woanders. „In der letzten Saison war eine solche Ausnahmegenehmigung noch nicht nötig“, sagt Teamarzt Schmidt. „Die Richtlinien wurden vor dieser Saison geändert. Darüber wurden wir meines Wissens nicht informiert.“

Die Telekom Baskets Bonn erhielten diese Information. Bei Teamarzt Peter-Martin Klassen ist eine entsprechende E-Mail der Nationalen-Doping-Agentur (Nada) eingegangen. Von der Nada war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Den entscheidenden Punkt sieht Schmidt ohnehin woanders: „Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass eine gesund erhaltende Medikation, wie die von Wright, von Fachärzten ausgestellt werden muss. Nur die können beurteilen, ob der Patient eine bestimmte Medikation zum normalen Leben braucht.“ Die Nada bemängelte aber schon vor einigen Tagen, dass Alba nicht einmal eine Ausnahmegenehmigung beantragt hat.

Albas Flügelspieler Tanel Tein will sich von all dem nicht ablenken lassen. Seine Mannschaftskollegen sollen das nach Teins Meinung auch nicht. „Ein Spieler fehlt momentan, also müssen die anderen einen Schritt nach vorn machen. Da ergeben sich Chancen für andere.“ Szymon Szewczyk und Guido Grünheid sind die beiden, die auf Wrights Position einsetzbar sind und bislang häufig auf der Bank saßen. Zu seinen neuen Chancen wollte sich Szymon Szewczyk nicht äußern. Er sagte nur: „Ich vermisse Michael Wright.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false