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Sport: Die Waschfrau bleibt

Für den 1. FC Union stehen heute im Pokal in Unterhaching 300 000 Euro auf dem Spiel

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Der Austausch des Personals geriet ziemlich heftig. Sechs Spieler raus, sechs neue rein. Trainer Iwan Tischanski kann man wahrlich nicht vorwerfen, er habe beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Union in den fünf Tagen zwischen den Spielen beim Karlsruher SC (2:3) und gegen den MSV Duisburg (0:0) nicht gründlich aufgeräumt. Als er aber nach den Gründen für sein munteres Wechselspiel gefragt wurde, überraschte seine Antwort. „Wir haben in drei Tagen ein wichtiges, schweres Spiel in Unterhaching, da brauchen wir frische Leute“, sagte der Bulgare. Da liegt die Vermutung nahe, dass gegen Duisburg Spieler wie Widolow, Persich oder Veit bewusst geschont wurden, damit sie heute (19 Uhr) in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen die SpVgg. Unterhaching unter Volldampf stehen. Hat Union etwa vor einem Regionalligisten so viel Angst?

Union macht sich zumindest Sorgen. Einmal aus sportlicher Sicht. Der Gegner aus Münchens Vorort führt in der Regionalliga Süd die Tabelle an und hat mit Francisco Copado, dem früheren Tennis Borussen, den besten Torschützen der Liga. 13 Treffer sind Copado bisher gelungen, soviel wie Union eine Klasse höher in elf Spielen insgesamt.

Und dann ist da noch die andere, die viel wichtigere Seite. Der 1. FC Union braucht den Pokalwettbewerb zum Geldeinsammeln. Im Saisonetat, der ein Volumen von 7,7 Millionen Euro hat, fehlen mehr als nur ein paar Cent. Über 300 000 Euro sind noch ungedeckt. Genau mit dieser Summe kann der Verein aber rechnen, wenn er über Unterhaching in die dritte Pokalrunde kommt.

Sollte Union ausscheiden, droht Präsident Heiner Bertram „Konsequenzen im wirtschaftlichen Handeln des Vereins“ an. Eine knallharte Sparwelle würde folgen. Wobei auch den Sparmaßnahmen Grenzen gesetzt sind. Union leistet sich schon keinen Manager, und zwar nicht nur deshalb, weil, wie immer behauptet wird, Heiner Bertram keinen starken Mann neben sich duldet, sondern auch, weil das Geld für das Gehalt eines derart teuren Angestellten ganz einfach fehlt. Im alleruntersten Bereich schlägt so ein Posten immerhin mit mindestens 60 000 Euro pro Jahr zu Buche. Den Luxus, einen Torwarttrainer zu haben, gönnt sich Union ohnehin nicht. Vorhandenes Personal abzubauen, das geht bei diesem Klub auch nur noch sehr bedingt. Bertram hat unlängst mal gesagt: „Es ist bei uns gar nicht mehr so viel rauszuholen. Wir haben nur eine Waschfrau, und die können wir nicht auch noch einsparen, denn die Trikots müssen ja sauber sein.“

Die Geldknappheit diktiert auch das Stillhalten in der Trainerfrage. Tischanski erhält nicht etwa aus Mangel an geeigneten Kandidaten seine Bewährungschance, sondern weil der Verein das Geld für einen neuen Cheftrainer nur unter allergrößten Qualen aufbringen könnte. Union muss schließlich damit rechnen, dass der fristlos gekündigte Georgi Wassilew den von ihm angestrengten Arbeitsprozess gegen Union gewinnt.

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