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Sport: Die Wut nach dem Knall

SCC-Manager Niroomand macht Diagonalangreifer Vukanovic für die Niederlage der Berliner gegen Düren verantwortlich

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Der Mann mit der Nummer 11 hatte gespielt wie so oft: starke Phasen, schwache Phasen. Aber was Jovan Vukanovic, dem Diagonalangreifer des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg, da im Tiebreak beim Stand von 5:4 für seine Mannschaft unterlief, das trieb den Verantwortlichen am Spielfeldrand die blanke Verzweiflung ins Gesicht. „Man stelle sich das mal vor, wir können das 6:4 machen, da pritscht der einen Ball einfach in die Zuschauer“, sagte Kaweh Niroomand, der SCC-Manager, erschüttert. Und weil Vukanovic die Sache offenbar peinlich war, gingen seine nächsten beiden Aktionen auch noch schief. Derart, fast ohne eigenes Zutun, zum Siegen angeregt, gewann Evivo Düren den Tiebreak schließlich 15:10 und damit das zweite Play-off-Halbfinale 3:2. Die Dürener haben dadurch nach ihrer überraschenden 2:3-Heimniederlage nach Siegen zum 1:1 ausgeglichen und nun am Samstag im letzten und entscheidenden Spiel der Serie „Best of three“ wieder Heimvorteil. Das Endspiel ist für sie zum dritten Mal in Folge greifbar nahe.

Wie ein Häufchen Elend hockte Vukanovic nach dem verwandelten Matchball der Dürener auf dem Boden der Sömmeringhalle und sinnierte stumm vor sich hin. Wortlos verschwand er danach in der Kabine. Die Kritik von Niroomand an seinen Leistungen bekam er nicht mehr mit. „So etwas darf einem Profi nicht passieren“, schimpfte der Manager über jene, aus seiner Sicht entscheidende Szene beim Stand von 5:4 für den SCC.

Vukanovic dürfte in jenem fünften Satz seine Situation um eine Vertragsverlängerung bei den Charlottenburgern nach Saisonschluss drastisch verschlechtert haben. Überzeugt hat der 28-jährige Serbe die ganze Saison immer nur phasenweise. Er kam nach seiner Verpflichtung durch den SCC unaustrainiert in Berlin an und fand erst nach und nach seine Form. Aber als vollwertiger Ersatz für den Langzeitverletzten Falko Steinke trat er nie auf, zu groß waren die Leistungsschwankungen bei ihm. Und den nach Italien abgewanderten Marco Liefke ließ er schon gar nicht vergessen. Vukanovic ist im Volleyball viel herumgekommen in der Welt. Er hat nicht nur in seiner Heimatstadt Belgrad gespielt, sondern auch schon in Griechenland, Frankreich, Japan und zuletzt in Tschechien. Die Karrierestation Deutschland wird er vermutlich aber nicht in bester Erinnerung behalten.

Zumindest sein Mannschaftskamerad, der Außenangreifer Sebastian Prüsener, wollte aber Vukanovic nicht allein die Schuld für die Niederlage in die Schuhe schieben. „So ein Spiel verliert nicht einer allein, daran sind immer mehrere Komponenten beteiligt“, sagte Prüsener. Für ihn gab es andere Gründe, die dazu führten, das der SCC nicht vorzeitig ins Finale eingezogen ist. „Wir hätten das Spiel viel früher entscheiden müssen. Nach Sätzen hätten wir 2:0 führen müssen“, sagte Prüsener. Ein bisschen viel Konjunktiv vielleicht. Aber die Fakten sprechen für Prüseners These, denn der SCC gab im ersten Satz eine 16:11-Führung beinahe leichtfertig ab, geriet 17:18 in Rückstand und verlor diesen Abschnitt 24:26.

Für Michael Warm, den SCC-Trainer, waren derlei Misslichkeiten schnell abgehakt. „Es lohnt sich nicht, jetzt lange darüber nachzudenken. Am Samstag geht es in Düren für uns schon wieder weiter.“ Und vielleicht überwiegen dann ja auch bei Jovan Vukanovic wieder die starken Phasen.

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