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Sport: Die Zeichen deuten

Stefan Hermanns über Ottmar Hitzfeld und den nahen Abschied von den Bayern

Dass Ottmar Hitzfeld ein großer Fußballtrainer ist, wird niemand ernsthaft bestreiten wollen. Gegen seine Erfolge lässt sich nur schwerlich anargumentieren. Aber anders als bei anderen Trainern erschließen sich die Gründe für Hitzfelds Exzellenz nicht unbedingt auf den ersten Blick. Er ist weder der feurige Demagoge, der seine Mannschaften zu übermenschlichen Leistungen zu motivieren vermag, noch hat er sich als großer Theoretiker des Spiels hervorgetan, der die Systemdebatten des Fußballs um stetig neue Varianten bereichert hätte. Natürlich verfügt Hitzfeld über alle Schlüsselqualifikationen, die ein Trainer haben muss; seine hervorragende Fähigkeit aber ist: Er kann ein Spiel lesen.

Die Indizien richtig deuten und entsprechend reagieren, das zeichnet Hitzfeld aus – auch bei der Planung seiner beruflichen Zukunft. Im Sommer endet sein Vertrag beim FC Bayern, und es sieht nicht danach aus, als würde es eine Verlängerung geben. Die Zweifel der Münchner an ihrem Trainer, die seit einigen Wochen auf dem Markt sind, ließen sich mit viel gutem Willen vielleicht noch aus der Welt schaffen. Doch Hitzfeld ist längst einen Schritt weiter.

Dass er sich in seinem Winteruraub mit dem Abgesandten des Schweizer Verbandes getroffen hat, um über ein Engagement als Nationaltrainer zu sprechen (und diese Nachricht prompt an die Öffentlichkeit gelangte), ist das nächste Zeichen, dass Hitzfeld mit den Bayern abgeschlossen hat. Vor allem aber ist es ein Indiz, dass Hitzfeld nicht gewillt ist, seine Zukunft von anderen gestalten zu lassen. So viel Selbstachtung ist er sich schuldig.

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