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Sport: Die Zeit nach Jan Ullrich

Wie das T-Mobile-Team die Zukunft plant

Berlin - Große Leistungen hatten die großen Namen nicht gebracht, das T-Mobile-Team war schon für seine Fehleinkäufe kritisiert worden. Doch als im vergangenen Herbst Mario Aerts, Cadel Evans, Santiago Botero und Paolo Savoldelli den deutschen Radrennstall wieder verließen, war es doch eine große Schwächung. Das lässt sich bei dieser Tour de France erkennen. Der Kolumbianer Botero, der 2000 das Bergtrikot gewonnen hatte und 2002 Zeitfahr-Weltmeister war, hat nach zwei verlorenen Jahren im Team von Jan Ullrich zu alter Form zurückgefunden. Er fährt jetzt für das Phonak-Team. Gestern fiel er zurück, doch bis dahin lag er auf dem fünften Rang der Gesamtwertung.

Auch Evans ist vorne platziert, obwohl sein Davitamon-Lotto-Team nur für den Sprinter Robbie McEwen fahren muss. Und Savoldelli ist bei der Tour ein wertvoller Helfer für Lance Armstrong, dessen Team ihn verpflichtete, als er T-Mobile verließ. Im Frühjahr hat der Italiener zum zweiten Mal nach 2002 den Giro d’Italia gewonnen. Dazwischen fuhr er zwei Jahre für Walter Godefroot, den Teamchef von T-Mobile. Gewonnen hat er in dieser Zeit nichts. Auch aus den Jahren davor ließen sich Fahrer wie der Amerikaner Bobby Julich nennen, die nun bei anderen Teams wieder besser zurechtkommen. Die Gründe dafür, dass eine ganze Reihe von Spitzenprofis in den vergangenen Jahren bei T-Mobile scheiterten, sind vielschichtig: Verletzungen, fehlende Integration, Unzufriedenheit mit der Rolle in der zweiten Reihe hinter dem Kapitän Jan Ullrich. Nun scheint Alexander Winokurows Wechsel zu Discovery Channel als Nachfolger von Armstrong beschlossene Sache zu sein.

Wegen dieser negativen Erfahrungen setzten Godefroot und sein Nachfolger Olaf Ludwig, der den Rennstall nach dieser Saison übernehmen wird, in diesem Jahr vor allem auf junge deutsche Fahrer. Hinzu kam, dass nicht mehr so viel Geld da war, um teure Fahrer zu verpflichten. Der einzige prominente Zugang, der Spanier Oscar Sevilla, quält sich die Berge bei dieser Tour weit hinter Ullrich hinauf, anstatt ihm zu helfen. Floyd Landis, der schließlich zu Phonak wechselte, wollte zu T-Mobile kommen, aber nur als Kapitän. Doch in der ersten Reihe ist T-Mobile mit Ullrich, Winokurow und Andreas Klöden derzeit noch gut besetzt – in der zweiten aber lange nicht so gut wie Armstrongs Team Discovery Channel. Dessen Mannschaft konzentriert sich allerdings auch fast nur auf die Tour, während T-Mobile im vergangenen Jahr die Weltcup-Wertung gewann.

Der Traum von Walter Godefroot war es aber, sich mit einem Toursieg in den Ruhestand zu verabschieden. Schon nach der Tour im vergangenen Jahr kritisierte er Ullrich ungewöhnlich hart. Der Zukauf teurer Stars als Edelhelfer für den Deutschen hatte nicht geklappt, in diesem Jahr können Fahrer wie Tobias Steinhauser Ullrich nicht wirklich helfen. So wurden für das nächste Jahr, wenn der 31 Jahre alte Jan Ullrich vielleicht schon seine letzte Tour de France fährt, statt teuren Stars oder unfertigen Talenten zwei Fahrer verpflichtet, die bereits gezeigt haben, dass sie große Perspektiven haben.

Patrik Sinkewitz ist erst 24 Jahre alt, hat aber schon vor einem Jahr die Deutschland-Tour gewonnen. Als sein Wechsel zu T-Mobile noch nicht feststand, sagte er, dass er nicht nur Helfer für Ullrich sein möchte. Mittelfristig könnte der starke Bergfahrer die Kapitänsrolle bei T-Mobile übernehmen. Der Australier Michael Rogers ist zweimaliger Weltmeister im Zeitfahren, bei der Tour de Suisse belegte der 25-Jährige kurz vor der Tour den zweiten Platz vor Ullrich. T-Mobile baut keine Mannschaft mehr um Jan Ullrich herum. Der Rennstall plant schon für die Zeit danach.

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