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Zu oft verletzt, zu unbeständig. René Adler will beim Hamburger SV das Gegenteil beweisen und sich auch wieder für die Nationalmannschaft empfehlen.

© dapd

Die zweite Chance: René Adler wechselt von Leverkusen zum HSV

René Adler war Deutschlands Nummer eins im Tor bis Verletzungen ihn mehrfach stoppten. Nun will er sich beim Hamburger SV mit guten Leistungen wieder nach oben spielen.

Die frohe Kunde erreichte René Adler, als beim Hamburger SV schon alles lange entschieden war. Sportdirektor Frank Arnesen informierte den 27-Jährigen erst nachdem die Sitzung des Aufsichtsrates schon eine gute Stunde vorbei war. Er teilte Adler am Telefon mit, dass er beim HSV bis 2017 zwischen den Pfosten stehen darf. Nach langem Hin und her war das eine erleichternde Nachricht für den Torwart, der einst als das größte Talent im Lande gehandelt wurde. Noch lange vor Manuel Neuer.

Aber die Karriere von René Adler verlief nicht immer linear. Erst zwei Jahre ist es her, da hatte Bundestrainer Joachim Löw vor der Weltmeisterschaft in Südafrika gesagt, er plane mit Adler als Nummer eins im Tor. Adler sagte dazu selbstbewusst im Februar 2010: „Ich versuche dazu beizutragen, dass wir ein großes Turnier spielen.“ Doch es kam anders. Rippenbruch. Aus. Neuer stand beim WM-Turnier im Tor. Es war der Karriereknick für Adler, der nie wieder zu seiner alten Form zurückfand. Das Verletzungspech blieb ihm weiterhin treu. Konnte er 2010/2011 noch insgesamt 46 Pflichtspiele bestreiten, so waren es in der abgelaufenen Saison wegen anhaltender Patellasehnenprobleme nur zwei Spiele in der zweiten Mannschaft von Leverkusen. Auch deshalb wollte Bayer seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern. Inzwischen setzt man auf den vom VfB Stuttgart verpflichteten Bernd Leno. Wegen seiner Verletzungsanfälligkeit war Adler nicht unbedingt attraktiv für viele andere Klubs. Nur der HSV-Sportdirektor wollte Adler mit aller Macht nach Hamburg holen.

Das gelang erst nach einigen Sitzungen und viel Überzeugungsarbeit von Sportdirektor Frank Arnesen gegenüber dem Aufsichtsrat. „Wenn man einen deutschen Nationaltorwart mit 27 Jahren ablösefrei holen kann, ist das eine spezielle Chance. Da muss man zuschlagen“, sagte Arnesen am Mittwoch bei der offiziellen Bekanntgabe von Adler als Zugang. „Alles ist glatt verlaufen. Nun ist es meine Arbeit, in den nächsten vier bis sechs Tagen alles klarzumachen. Ich hoffe, dass er über gute Leistungen beim HSV in die Nationalelf zurückkommen kann“, sagt der Däne. Obwohl man sich jetzt für Adler entschied, bleiben gewisse Zweifel. Denn ob Adler wieder seine alte Form erreichen kann, ist ungewiss. Auch ob der Torwart über längere Zeit ohne Verletzung durchhält, wagten einige Mitglieder des Aufsichtsrates in der Sitzung am Dienstag zu bezweifeln.

Was wird aus Jaroslav Drobny?

Nun steht beim HSV mit Jaroslav Drobny die nächste ungeklärte Personalie an. Denn die bisherige Nummer eins hat einen Vertrag bis 2013 und noch keinen neuen Klub gefunden. Beide Torhüter zu halten, wäre teuer: Adler soll 2,7 Millionen verdienen, Drobny bekommt derzeit 1,5 Millionen Euro pro Saison – und wäre der bestbezahlte Ersatzkeeper der Liga. Dennoch dürfe er bleiben, wenn er seinen Vertrag erfüllen wolle, hieß es. Das war lange Zeit anders, als verlautbart wurde, dass der Transfer von Adler erst bei einem Abgang Drobnys durchzuführen sei. Diese Sicht des Aufsichtsrates hat Arnesen mittlerweile korrigiert. Allerdings geht man beim HSV davon aus, dass Drobny noch einen neuen Verein findet. Der ehemalige Hertha-Torwart war zum Saisonbeginn mit eher durchwachsenen Leistungen gestartet, hatte sich dann aber gefangen und war zu einem absoluten Leistungsträger und Publikumsliebling geworden. Angebote anderer Vereine sollen dem tschechischen Nationaltorwart laut dem HSV vorliegen.

Als zweiten Zugang verkündet der HSV Artjoms Rudnevs. Der Angreifer kommt für 3,5 Millionen Euro bis 2016 von Lech Posen. Der lettische Nationalstürmer sorgte international erstmals für Aufsehen, als er in der Saison 2010/2011 in der Europa League beim 3:3 von Posen gegen Juventus Turin alle drei Treffer erzielte. In der abgelaufenen Saison wurde er mit 22 Toren in 29 Spielen Torschützenkönig der polnischen ersten Liga. Arnesen gerät ins Schwärmen, wenn er auf Rudnevs angesprochen wird. Rudnevs brauche wenige Chancen und sei „ein Knipser“: „Wenn ein Stürmer in einem Jahr viele Tore macht, ist das gut. Wenn er bei seinen letzten drei Klubs immer der Topscorer war, dann ist das sehr gut“, stellte er fest. Deswegen seien drei englische Erstligisten an den 24-Jährigen herangetreten, Rudnevs habe aber zu seinem Wort beim HSV gestanden. „Er hätte viel mehr verdienen können. Das zeigt, dass zu seinen großen Fähigkeiten im Strafraum noch ein Plus im Charakter kommt“, stellte Arnesen zufrieden fest. (mit dpa)

Stefan Bröhl

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