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Dirk Nowitzki: "Es sah gar nicht gut aus“

Basketballstar Dirk Nowitzki über seine Verletzung, den Start der NBA-Play-offs und einen Olympiaboykott

Herr Nowitzki, vor einem Jahr waren Sie mit den Dallas Mavericks der Favorit auf den NBA-Titel. Jetzt gehen Sie nur als siebtbestes Team der Western Conference in die Play-offs. Was ist Ihnen lieber?

Ich finde es fast besser, nicht als Favorit in die Play-offs zu gehen. Der Druck war schon immens groß. Im vergangenen Jahr hatten wir uns bereits Ende März für die Play-offs qualifiziert, danach war es sehr schwierig, die letzten drei Wochen über den Druck aufrechtzuerhalten. Erst haben wir den Fuß vom Gas genommen, dann musste es wieder Vollgas sein. Diesen Sprung haben wir nicht mehr geschafft.

Es folgte das bittere Ausscheiden in der ersten Runde. Gehen Sie diesmal mit mehr Respekt in die Play-offs?

Die erste Runde wird auch diesmal wieder schwer. In der vergangenen Saison waren die Golden State Warriors einfach der falsche Gegner zum falschen Zeitpunkt. Aber wir sind inzwischen eine neue Mannschaft mit vielen neuen Spielern.

Sind Sie froh, dass die New Orleans Hornets Ihr erster Gegner sind? Und nicht zum Beispiel die Los Angeles Lakers?

Wenn man sich die ersten vier Plätze in der Western Conference anschaut, haben wird schon den besten Gegner erwischt. Viele der Hornets-Spieler stehen zum ersten Mal in den Play-offs. Die Lakers sind mit Kobe Bryant und dem Spanier Pau Gasol der Favorit im Westen. Und die San Antonio Spurs sind immer schwer zu schlagen, wenn die Play-offs losgehen. Denen wollten wir auch aus dem Weg gehen.

Als Star-Aufbauspieler Jason Kidd im Februar zu Ihnen nach Dallas gewechselt ist, haben Sie davon gesprochen, dass Ihnen beiden nur noch wenig Zeit bleibt, um den NBA-Titel zu gewinnen. Wie realistisch ist es, dass es schon in diesem Jahr klappt?

So was kann man in der NBA nicht voraussagen. Damit man Meister wird, muss eine Menge zusammenkommen. Es gehört Glück dazu, die Chemie in der Mannschaft muss stimmen. Bis jetzt war es eine Saison mit Höhen und Tiefen für uns. Nach den 70 Siegen in der vergangenen Saison hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir jetzt als Siebter dastehen. Das ist schon bitter. Aber jetzt ist alles möglich – obwohl die Western Conference voll von guten Teams ist. Jetzt ist entscheidend, wer gut drauf ist.

Vor nicht einmal vier Wochen haben Sie sich am Sprunggelenk und am Knie verletzt. Nachdem es zuerst sehr schlecht aussah, sind Sie überraschend früh zurückgekehrt.

Man muss sagen, dass ich verdammt viel Glück gehabt habe. Die Verletzung hätte viel schlimmer sein können. Die ersten Nächte bin ich alle paar Stunden aufgestanden, um das Bein zu kühlen, fast eine Woche lang musste ich einen Gehgips tragen. Mit unserem Physiotherapeuten habe ich dann rund um die Uhr gearbeitet und das Bein jeden Tag auf einem Unterwasser-Laufband vorsichtig belastet. Sogar eine Sauerstoffkammer habe ich ausprobiert. Was letztlich den Ausschlag für das schnelle Comeback gegeben hat, kann ich nicht sagen. Aber eine Weile sah es gar nicht gut aus.

Das Spiel der Hornets ist sehr auf ihren Aufbauspieler Chris Paul zugeschnitten. Ist das ein Vorteil für Ihre Mavericks?

Chris Paul ist auf jeden Fall ihr Kopf. Es ist immer schwieriger, einen kleinen Spielmacher auszuschalten als einen großen Spieler. Es kann auch nach hinten losgehen, wenn man jemanden im offenen Feld doppelt, der so schnell ist wie Paul. Aber das macht ja den Spaß an den Play-offs aus: Nach jedem Spiel hat man ein bisschen Zeit, um sich neu auf denselben Gegner einzustellen.

Egal, wie die Play-offs für Sie ausgehen: Im Juli wollen Sie sich mit der deutschen Nationalmannschaft für Olympia qualifizieren. Was halten Sie von der Debatte darüber, die Spiele in Peking zu boykottieren?

Gar nichts. Als die Spiele an Peking vergeben wurden, wusste man doch schon, dass da Welten aufeinanderknallen würden. Warum soll jetzt auf dem Rücken der Sportler ausgetragen werden, was die Politik seit Jahren weiß?

Aufgezeichnet von Lars Spannagel.

Dirk Nowitzki, 29, spielt zum Auftakt der Play-offs der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA mit seinen Dallas Mavericks ab Sonnabend gegen die New Orleans Hornets.

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