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Dirk Nowitzki: Favoriten sind die anderen

Dirk Nowitzki wird mit den Dallas Mavericks wohl nicht um den Titel in der NBA mitspielen.

Berlin - Eine optimale Saisonvorbereitung sieht anders aus. Während viele Klubs vor der heute beginnenden Saison in der amerikanischen Profiliga NBA mit Neuverpflichtungen auf sich aufmerksam machten, wurde bei den Dallas Mavericks hauptsächlich über die Dummheiten eines Spielers gesprochen. Dirk Nowitzkis Mannschaftskollege Josh Howard, der in der vorigen Saison in einem Radiointerview schon freimütig zugegeben hatte, bisweilen Marihuana zu konsumieren, wurde Ende Juli festgenommen, nachdem er sich auf den Straßen seiner Heimatstadt mit einem anderen Autofahrer ein Rennen geliefert hatte. Wenige Wochen später tauchte im Internet auch noch ein Video von Howard auf, das einen wahren Proteststurm nicht nur in Dallas auslöste.

In dem kurzen Clip, der während eines Prominenten-Footballspiels gedreht wurde, wird gerade die Nationalhymne gespielt, als Howard in die Kamera eines Handys sagt: „Ich feiere diese Sch... nicht. Ich bin schwarz.“ Der öffentliche Aufschrei war groß, die Vorwürfe reichten von Respektlosigkeit bis Vaterlandsverrat. Inzwischen hat sich Howard entschuldigt: Er habe seinen Kopf nicht benutzt und sich wie ein Idiot verhalten. Mavericks-Besitzer Mark Cuban gab Howard auf den Weg, seine Medienauftritte doch bitte auf den Klassiker unter den Sportlerantworten zu beschränken: „Beide Mannschaften haben ihr Bestes gegeben.“ Trotz der Kontroverse und einiger Angebote gaben die Mavericks Howard nicht ab – und verzichteten auch sonst auf namhafte Verstärkungen.

Nicht nur deswegen wird Dallas in dieser Saison von vielen Experten nicht mehr allzu viel zugetraut. Zu alt seien die Mavericks um Nowitzki, 30, und Aufbauspieler Jason Kidd, 35, der Mannschaft fehle zudem die Siegermentalität. Der neue Trainer Rick Carlisle soll die Mavericks wieder zu einem Titelkandidaten machen, mit dem alten Spielerpersonal scheint das aber nahezu unmöglich. „Dirk ist wahrscheinlich der beste Europäer, der je in der NBA gespielt hat. Und die Mavericks sind auch ein gutes Team“, sagte Predrag Stojakovic von den New Orleans Hornets kürzlich beim Besuch der NBA in Berlin. „Aber ich zweifle daran, ob das für den Titel reicht.“

Zumal die Konkurrenz gerade in der Western Conference erneut groß ist. Wie gut beispielsweise die Hornets um ihren jungen Anführer Chris Paul sind, haben sie vor zwei Wochen beim 96:80- Sieg gegen die Washington Wizards in Berlin gezeigt. In der vergangenen Saison schaltete New Orleans Dallas in der ersten Play-off-Runde aus, in diesem Jahr ist der jungen Mannschaft noch mehr zuzutrauen. Paul scheint der anstrengende Sommer mit dem olympischen Turnier nicht geschwächt zu haben, im Gegenteil: Er wird immer besser. Während Dallas gerade das Erreichen der Play-offs zugetraut wird, scheint New Orleans einer großen Zukunft entgegenzusehen.

Für den großen Wurf wird es in dieser Saison wohl noch nicht reichen. Als Favoriten auf den Titel gelten die Finalisten des Vorjahres, die Boston Celtics und die Los Angeles Lakers. Meister Boston hat sein Team nahezu komplett zusammengehalten, die Schlüsselspieler scheinen Gefallen am Titelsammeln gefunden zu haben. Paul Pierce, wertvollster Spieler der letzten Finalserie, hat wie ein Besessener trainiert. Er weiß: Mit 31 Jahren bleibt ihm und seinen beiden wichtigsten Mitspielern Ray Allen, 33, und Kevin Garnett, 32, nicht mehr viel Zeit.

Die Lakers mussten nicht einmal einen neuen Spieler verpflichten, um stärker zu werden: Der in der letzten Saison verletzte 21 Jahre alte Center Andrew Bynum kehrt ins Team zurück, von ihm wird Großes erwartet. Und Superstar Kobe Bryant hat nicht nur in Peking gezeigt, dass er zumindest offensiv immer noch das Maß aller Dinge darstellt.

Während für Bryant in dieser Saison nur der Titel das Ziel sein kann, wird für einen ehemaligen Berliner schon der Traum wahr, überhaupt in der NBA aufzulaufen: Bobby Brown, der mit Alba zuletzt Deutscher Meister wurde, hat sich einen Vertrag bei den Sacramento Kings erkämpft. Ob er sich dort durchsetzt, wird sich erst noch zeigen: In mehr als 80 Spielen plus Play-offs hat er in einer langen Saison dafür noch ein bisschen Zeit.

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