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Dirk Zingler: „Wir wollen Qualität, keine Namen“

Unions Präsident Zingler über die neue Dritte Liga, die Finanzen des Klubs und die Zeit ohne Alte Försterei

Herr Zingler, graut Ihnen schon vor 2010?

Überhaupt nicht. Ich freue mich eher darauf, dann in einer komplett sanierten Alten Försterei zu spielen.

Aber 2010 ist auch das Jahr, in dem das Stillhalteabkommen beim Schuldenabbau mit dem Investor Michael Kölmel endet. Bei Kölmel steht Union ja noch mit 4,2 Millionen Euro in der Kreide.

Letzten Endes sind Union und Kölmel immer vernünftige Partner gewesen. Deshalb habe ich auch keine Angst vor 2010. Entweder wir beginnen mit der Rückzahlung in Raten oder wir finden eine andere Lösung mit Herrn Kölmel.

Früher wandelte der 1. FC Union immer am Rande des Konkurses. Hat sich die Lage inzwischen etwas entspannt?

Es ist doch allen klar, dass Union in der Dritten Liga nicht wirtschaftlich gesund arbeiten kann. Also müssen wir andere, bessere Voraussetzungen schaffen, zum Beispiel bei der Stadionentwicklung und was die sportlichen Belange angeht und natürlich auf der Sponsorenseite.

Sie bekommen jetzt 590 000 Euro an Fernsehgeld, das sind 200 000 mehr als im vorigen Jahr.

Das kann keinen zufriedenstellen. Denn auch der Ausgabenanteil hat sich kräftig erhöht. Allein für die Schiedsrichter fallen 50 000 Euro mehr an. Dazu kommen erhöhte Aufwendungen für die Auswärtsfahrten. Das frisst die Mehreinnahmen aus dem Fernsehgeld doch auf.

Ihr Etat von fünf Millionen Euro ist keine große Steigerung gegenüber den 4,3 Millionen der vorigen Saison. Müsste Union nicht einfach risikofreudiger sein, um sportlich voranzukommen?

Wir haben doch erst in der vorigen Saison erhebliche Investitionen getätigt. Das versetzt uns in die Lage, ein eingespieltes Team in die Dritte Liga schicken zu können. Und es ist ja nicht so, dass wir gar kein Geld ausgeben: Wir investieren ja auch einiges in die Infrastruktur.

Aber namhafte Spieler wurden nicht verpflichtet.

Das passt auch nicht zu uns. Wir wollen Qualität, keine Namen. Uns ist wichtig, eine Mannschaft auf dem Platz zu haben, in der es auch charakterlich stimmt.

Und der Standortnachteil? Wegen der Baumaßnahmen im Stadion Alte Försterei muss Union die ersten fünf Heimspiele im Jahnsportpark austragen.

Ich denke, Anfang Oktober kehren wir in die Alte Försterei zurück. Sicher ist es ein Nachteil, im Jahnsportpark spielen zu müssen, aber wir rechnen auch mit einem mentalen Schub – allein schon wegen der Vorfreude auf das neue Stadion.

Ist die Dritte Liga ein Erfolgskonzept?

Es ist sicher richtig, die zehn besten Klubs der bisherigen Regionalligen zusammenzufassen, um so wirtschaftlich und sportlich den Abstand zur Zweiten Liga zu verringern. Jetzt müssen nur die Sponsoren, Medien und Zuschauer mitziehen.

Das Gespräch führte Karsten Doneck.

Dirk Zingler, 43, ist Baustoffunternehmer und seit 2004 Präsident des 1. FC Union Berlin. Union startet am Sonntag beim FC Bayern München II in die erste Saison der neuen Dritten Liga.

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