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Gläubiger Fußballprofi: Nacer Barazite.

© Imago

Niederlande: Muslimischer Fußballer verweigert TV-Reporterin Handschlag

Ein muslimischer Profi sorgt während eines Fernsehinterviews in Holland für Aufregung. Sein Verein kann das Verhalten von Nacer Barazite aber erklären.

In den Niederlanden wir derzeit über einem Vorfall nach einem Fußball-Erstligaspiel diskutiert. Nach dem 4:2-Sieg seines Vereins FC Utrecht gegen Twente Enschede bat ein Fernsehsender Stürmer Nacer Barazite am Sonntag zum Interview. Der 25-Jährige schüttelte dem Reporter John de Wolf die Hand, verweigerte dessen Kollegin Helene Hendriks vor laufender Kamera aber den Handschlag. Barazite, in Arnheim geborener Niederländer mit marokkanischen Wurzeln, ist Muslim und hatte mit seinem Klub vereinbart, Frauen nicht die Hand geben zu müssen.

Zunächst wurde Barazite für sein Verhalten heftig kritisiert, der ehemalige Chefredakteur einer Fußball-Zeitschrift sagte in einer Talkshow sogar: „Wenn er sich so benimmt, muss er sich für den IS rekrutieren lassen.“

 Der Klub hat Verhaltensregeln mit dem Spieler vereinbart

Für Aufklärung und ein wenig Beruhigung sorgte der FC Utrecht. Der Verein teilte mit, dass er mit Barazite und seinem Mitspieler Yassin Ayoub Verhaltensabsprachen vereinbart habe. Auch die Pressevertreter seien darüber informiert worden und "respektvoll" damit umgegangen. Die Reporterin erklärte später, sie habe vergessen, dass Barazite Frauen nicht die Hand geben wolle.

Laut dem FC Utrecht dürfen die beiden Profis ihren Glauben ausleben, solange die sportlichen Abläufe dadurch nicht gestört werden. Barazite und der 21-jährige Ayoub mussten demnach akzeptieren, dass sie von der Physiotherapeutin der Mannschaft behandelt werden. Es sei ihnen aber beispielsweise ein Gebetsraum zur Verfügung gestellt worden.

"Er ist übrigens ein sehr netter Junge"

Auch TV-Reporterin Hendriks erinnerte sich noch während der Übertragung an die Vereinbarung mit dem Spieler. Bei Twitter schrieb sie: "Um es deutlich zu sagen: Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn ein Spieler wegen seines Glaubens einer Frau nicht die Hand geben darf. Ich habe es angesprochen (unüberlegt), weil ich vergessen hatte, dass Barazite das nicht will. Er ist übrigens ein sehr netter Junge."

Viele streng gläubige Muslime wollen Frauen, mit denen sie nicht verwandt oder mit denen sie nicht verheiratet sind, nicht die Hand geben. Einige glauben, einer Frau auf diese Weise Respekt zu zeigen. Andere sehen bereits im Handschlag eine unsittliche Annäherung.

Beide Profis haben für niederländische Jugend-Nationalmannschaften gespielt. Barazite galt als großes Talent, konnte die hohen Erwartungen aber nie ganz erfüllen. Der Stürmer wurde beim FC Arsenal ausgebildet, der Premier-League-Klub lieh ihn mehrmals aus. Nach einer recht erfolgreichen Zeit bei Austria Wien wechselte er 2012 zum AS Monaco, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte. Seit 2014 spielt Barazite für Utrecht. (Tsp)

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