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Sport: Disziplin ist das Reizwort dieser Nacht

Traurige Eisbären nach "wunderschöner Saison" / Tosender Empfang durch 500 Fans in TegelVON SVEN GOLDMANN MANNHEIM/BERLIN.Als alles vorbei war, kam die Sektdusche.

Traurige Eisbären nach "wunderschöner Saison" / Tosender Empfang durch 500 Fans in TegelVON SVEN GOLDMANN MANNHEIM/BERLIN.Als alles vorbei war, kam die Sektdusche.Bedrückt schlich Peter John Lee durch die Abfertigungsschleuse am Flughafen Tegel - die 1:4-Niederlage im vierten Finalspiel um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft bei den Mannheimer Adlern hatte dem Trainer der Berliner Eisbären hart zugesetzt, das Saisonende war eine Spur zu früh gekommen.Der Empfang in Tegel aber wog manches auf.Gut 500 mit Schaumwein, Pauken und Trompeten ausgestattete Fans erwarteten den deutschen Vizemeister zu spätabendlicher Stunde, und sie feierten ihre Helden auf eine Art und Weise, wie sie beim Gewinn der Meisterschaft kaum eindrucksvoller hätte sein können.Trainer Lee bekam die erste Sektfontäne ins Gesicht, seine Spieler staunten um die Wette."Das darf doch einfach nicht wahr sein", stammelte Verteidiger Rob Cowie."Was hätten die denn gemacht, wenn wir gewonnen hätten?" In der Mannschaft war die Stimmung weitaus weniger euphorisch.Traurig waren sie, daß nach einer "wunderschönen Saison" (Thomas Sjögren) ausgerechnet im Finale wenig nach Wunsch lief."In den Play-offs haben wir nicht annähernd das gebracht, was wir vorher gezeigt haben", haderte Stürmer Mikael Wahlberg.Torhüter Mario Brunetta monierte: "Mit diesem Überzahlspiel kann man kein Finale gewinnen." In der Tat: Sechsmal spielten die Eisbären am Sonntag mit einem Mann mehr auf dem Eis und schossen kein einziges Tor dabei.Die Mannheimer hingegen erzielten drei ihrer vier Treffer in numerischer Überlegenheit.So hieß denn das Reizwort in dieser Nacht Disziplin."Wenn du so dumme Strafzeiten kassierst, kannst du einfach nicht Meister werden", schimpfte Stürmer Magnus Roupe.Er wird wohl zu denen gehören, die in der kommenden Saison nicht mehr das Eisbären-Trikot tragen werden: "Ich habe keine Lust, auf der Ersatzbank zu sitzen." Den Zusatz, daß da ganz andere hätten Platz finden müssen, verkniff sich der Schwede. Wer gemeint war, ließ sich ohnehin leicht erraten.Die Torjäger Chris Govedaris und Thomas Sjögren etwa kamen in den Play-offs jeweils auf die kümmerliche Ausbeute von einem Treffer.Da nutzt die schönste Vorrunden-Bilanz herzlich wenig.Beide verfügen noch über einen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison.Ob Sjögren diesen erfüllen wird, erscheint zumindest fraglich.Aus dem Kreis der Eisbären-Gesellschafter verlautete bereits, "daß der Thomas sich in der Schweiz vielleicht wohler fühlen würde als bei uns, weil er da nicht so unter Druck steht".Definitiv entschieden ist noch nichts.In den nächsten Tagen will sich Manager Lorenz Funk mit dem Mann aus Göteborg zusammensetzen - "dann werden wir sehen, ob er bei uns bleibt". Während die Eisbären einen Verlust Sjögrens wohl akzeptieren würden, mögen sie dessen schwedischen Landsmann Thomas Steen auf keinen Fall gehen lassen.Der ehemalige NHL-Star, mit 37 Jahren der älteste Eisbär, denkt über ein Ende seiner Karriere nach, hat aber noch einen Vertrag bis 1999."Steen war in den Play-offs einfach sensationell", schwärmte Funk."Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, dann wollen wir ihn auf jeden Fall halten." Eine Entscheidung soll ebenfalls in den nächsten Tagen fallen. Ansonsten wird es im Berliner Team wenig Veränderungen geben.Als Ergänzung zur Vizemeistermannschaft suchen die Eisbären noch einen spielstarken Skandinavier und einen Deutschen, "der auch eine Rolle als Ersatzspieler akzeptieren würde" (Funk).Mit dessen Söhnen Lorenz junior und Florian sowie Torhüter Udo Döhler und Jung-Nationalspieler Sven Felski - er erfuhr von seiner WM-Nominierung im Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stuttgarter Flughafen - verfügen die Eisbären zur Zeit erst über vier deutsche Profis.Fünf sind Pflicht in der DEL.Als Kandidat zum Füllen der Lücke ist Ex-Nationalspieler Andreas Brockmann (zuletzt Heilbronn) im Gespräch.

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